Sektorale Bedeutung und regionale Schwerpunkte

Statistik informiert ... SPEZIAL Nr. III/2016

Im Jahr 2015 gab es in Schleswig-Holstein insgesamt gut 1 200 Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe (einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden; ohne Baugewerbe) mit 20 und mehr Beschäftigten. Ihre Zahl sank damit gegenüber 2008 um fünf Prozent, so das Statistikamt Nord.

257 und damit 21 Prozent der Betriebe gehörten im vergangenen Jahr zur Ernährungswirtschaft (Wirtschaftszweige „Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln“ sowie „Getränkeherstellung“). Damit blieb ihre Zahl in den Jahren seit 2008 nahezu konstant.

Einen kleineren Anteil bilden die Betriebe der Ernährungswirtschaft bezogen auf die Merkmale Beschäftigte, Umsätze und vor allem auf die Exportquote. Während von allen tätigen Personen im Verarbeitenden Gewerbe im Jahr 2015 rund 17 Prozent in der Ernährungswirtschaft ihren Arbeitsplatz hatten, steuerte dieser Industriesektor 19 Prozent zum Gesamtumsatz, aber nur ein Zehntel zum Auslandsumsatz bei. Diese Anteile erhöhten sich gegenüber 2008 leicht und zeigen auch die deutliche Binnenmarktorientierung dieser Branche.

Die Betrachtung der Betriebsgrößenstruktur zeigt, dass in deutlich mehr als der Hälfte der Betriebe in der Ernährungswirtschaft 20 bis unter 50 Personen tätig sind. Ihr Anteil verringerte sich seit 2008 nur geringfügig.

Insgesamt blieb die gesamte Betriebsgrößenstruktur in diesem Zeitraum recht stabil. Nur der Anteil an Betrieben mit 100 bis unter 250 tätigen Personen stieg um drei Prozentpunkte, während sich der Anteil von Betrieben in den unteren Größenklassen im Gegenzug um drei Prozentpunkte verringerte.

Das Spektrum der schleswig-holsteinischen Ernährungswirtschaft ist vielfältig: Es reicht von der Fleisch-, Fisch-, Obst- und Gemüseverarbeitung, der Herstellung von Ölen und Fetten, Back- und Teigwaren über Milchverarbeitung, die Herstellung von Süßwaren und Würzmitteln bis hin zu Fertiggerichten, diätetischen Nahrungsmitteln und Futtermitteln für Tiere. Der Produktionswert aller hergestellten ernährungswirtschaftlichen Erzeugnisse lag im Jahr 2015 bei insgesamt 5,6 Mrd. Euro. Das sind 18 Prozent der gesamten industriellen Produktion in Schleswig-Holstein und ist etwas mehr als noch im Jahr zuvor. Zu berücksichtigen ist dabei, dass Erzeugnisse auch von Betrieben hergestellt werden, deren wirtschaftlicher Schwerpunkt insgesamt in einer anderen Branche liegt. Die Produktionswerte sind daher nicht mit dem Umsatz in dem hier betrachteten Wirtschaftssektor identisch.

Die Umsatzentwicklung in der Ernährungswirtschaft verlief in den letzten Jahren uneinheitlich. In den Jahren 2009 und 2015 waren die Umsätze rückläufig. 2009 war der Einbruch aufgrund der allgemeinen Wirtschafts- und Finanzkrise allerdings weniger stark ausgeprägt als für das Verarbeitende Gewerbe insgesamt und auch am aktuellen Rand fällt der Rückgang etwas moderater aus, wobei sich hierbei insbesondere der aufgrund politischer Sanktionen verursachte Einbruch der Lebensmittelexporte nach Russland auswirkt. Insgesamt aber wurde in der Ernährungswirtschaft mit einem Plus von 21 Prozent eine im Vergleich von 2008 zu 2015 deutlichere Umsatzsteigerung erzielt als in der Industrie insgesamt.

Im Vergleich zum gesamten Verarbeitenden Gewerbe ist die Ernährungswirtschaft auf Auslandsmärkten nur unterdurchschnittlich präsent. So stieg die Exportquote – der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz – zwar aufgrund eines stetigen Zuwachses im Auslandsgeschäft im betrachteten Zeitraum von anfänglich 17 Prozent (2008) auf rund 21 Prozent im Jahr 2014, erreichte damit aber gerade einmal die Hälfte des Wertes für das gesamte Verarbeitende Gewerbe von rund 40 Prozent. Der aktuelle Rückgang auf unter 20 Prozent ist maßgeblich beeinflusst durch deutliche Exportrückgänge in der Milchverarbeitung.

Die Quote der Betriebe der Ernährungswirtschaft, die im jeweiligen Jahr Investitionen tätigten, unterschied sich in der Regel nur geringfügig von derjenigen für das Verarbeitende Gewerbe insgesamt. Die Höhe der Investitionen ist generell beeinflusst von größeren Vorhaben einzelner Betriebe und kann damit von Jahr zu Jahr erheblich schwanken. So wurde 2009 in der Ernährungswirtschaft im betrachteten Zeitraum mit 125 Mio. Euro das niedrigste Investitionsvolumen in Sachanlagen bewegt, im Jahr 2012 dagegen mit 169 Mio. Euro das höchste. 2014 trug die Ernährungswirtschaft 16 Prozent des Volumens für das Verarbeitende Gewerbe insgesamt. Im Vergleich zur gesamten Industrie war das Investitionsvolumen der Betriebe in der Ernährungswirtschaft durchschnittlich: Gemessen am Betrag je tätiger Person wurden 2014 nur 92 Prozent des Gesamtwertes erreicht, im Durchschnitt aller Jahre unterscheiden sich die Beträge jedoch nur unwesentlich. Gemessen am Umsatz lag die Investitionsquote für den Zeitraum 2008 bis 2014 zwischen 2,2 und 2,6 Prozent (Verarbeitendes Gewerbe zwischen 2,3 und 2,9 Prozent).

In der regionalen Verteilung der Betriebe der Ernährungswirtschaft in Schleswig-Holstein ist die Nähe zu Hamburg nicht so stark wirksam wie in anderen Branchen. So haben 35 Prozent dieser Betriebe in einem der vier direkt angrenzenden Kreise Herzogtum Lauenburg, Pinneberg, Segeberg und Stormarn ihren Sitz.

Bezieht man den Betriebssitz auf die Zugehörigkeit zum schleswig-holsteinischen Teil der Metropolregion Hamburg (angrenzende Kreise sowie die Kreise Dithmarschen, Steinburg, Ostholstein und die kreisfreien Städte Neumünster und Lübeck), so sind dort 60 Prozent der Betriebe dieses Industriesektors ansässig und 40 Prozent finden sich in anderen Regionen des Landes.

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