Schifffahrt im Hamburger Hafen seit 1990

Statistik informiert ... Nr. III/2014 SPEZIAL

Hafengeburtstag

Zum 825. Hafengeburtstag hat das Statistikamt Nord umfangreiches Zahlenmaterial zum Schiffsverkehr in Hamburg zusammengestellt. Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse der amtlichen Schifffahrtsstatistik beleuchten vor allem die jüngere Hafengeschichte seit dem 800. Hafengeburtstag im Jahr 1989.

Schiffsgröße deutlich gestiegen

9 681 Seeschiffe haben im Jahr 2013 zu Handelszwecken oder im Passagierverkehr den Hamburger Hafen angelaufen, 64 Schiffe weniger als 2012. Über die vergangenen gut 20 Jahre gesehen ist die Zahl der Schiffsanläufe in Hamburg allmählich zurückgegangen und hatte erstmals im Jahr 2010 die Marke von 10 000 Schiffsankünften unterschritten.

Auslöser war die Inbetriebnahme immer größerer Schiffseinheiten in der
Containerschifffahrt. Seit der Jahrtausendwende hat sich die durchschnittliche Schiffsgröße (gemessen in der Bruttoraumzahl, BRZ) der Seeschiffe, die Hamburg angelaufen haben, mehr als verdoppelt. Besonders dynamisch verlief das Schiffsgrößenwachstum in den Jahren 2007 bis 2011.

Infolge dieser Größenentwicklung verfügten die Schiffe im Jahr 2013 über
weit mehr Schiffsraum als 1990. Zusammen genommen war der Raumgehalt mit 250 Mio. BRZ fast zweieinhalbmal so groß wie 1990 (109 Mio. BRZ).

Jedes zweite Schiff, das den Hamburger Hafen anläuft, ist ein Vollcontainerschiff. Zu den Stück- und Schüttgutschiffen anderer Bauarten, die 1990 das Bild im Hafen überwiegend bestimmten, zählt inzwischen nur noch jedes vierte Frachtschiff.

Güterumschlag: Anhaltende Erholung nach dem Krisenjahr 2009

139,6 Mio. Tonnen Güter wurden im vergangenen Jahr im Hamburger Hafen von Seeschiffen geladen und gelöscht, gut sechs Prozent mehr als 2012. Nach den Boomjahren 2007 und 2008 war dies der dritthöchste Umschlag der Hafengeschichte. Im Jahr 2009 hatte der Hafen einen massiven Umschlagsrückgang hinnehmen müssen, die Umschlagsmenge schrumpfte binnen Jahresfrist um mehr als ein Fünftel. Nach der darauf einsetzenden Erholungsphase hat der Hafenumschlag nun wieder das Vorkrisenniveau erreicht.

Seit 1990 hat sich der Seegüterumschlag mehr als verdoppelt. Dazu hat vor allem die starke Entwicklung im Güterversand beigetragen. Der Versand von Gütern aus Hamburg nach Übersee hat sich annähernd verdreifacht. Nach wie vor ist der Empfang von Gütern mengenmäßig bedeutender, aber auch etwas größeren Schwankungen ausgesetzt. Er hat sich in den vergangenen gut 20 Jahren verdoppelt.

Wachstumsträger Containerverkehr

Das Umschlagswachstum im Hamburger Hafen wurde in den vergangenen Jahrzehnten vor allem vom Stückgutaufkommen getragen. Hierzu zählen Container und containerisierte Güter aller Art, zum Beispiel Maschinen und Fahrzeugteile, chemische und elektrotechnische Erzeugnisse sowie unverpackte und sperrige Güter, zum Beispiel Fahrzeuge. Der Stückgutumschlag hat sich seit 1990 mehr als verdreifacht. Er machte 2013 mit 97,3 Mio Tonnen 70 Prozent des Gesamtumschlags aus. 1990 waren es erst 47 Prozent gewesen.

Motor der Entwicklung war der zunehmende Containerverkehr. Nach der etwas schwächeren Entwicklung im Jahr 2012 konnte der Containerumschlag 2013 im Vorjahresvergleich um gut sechs Prozent auf 95,5 Mio. Tonnen gesteigert werden. Gegenüber 1990 ist das eine Zunahme auf mehr als das Vierfache. Mittlerweile sind 97 Prozent der im Hafen umgeschlagenen Stückgüter containerisiert. Das sind praktisch alle Güter, die nach ihren Abmessungen und dem Gewicht für den Behälterverkehr geeignet sind, und nicht günstiger mit Spezialschiffen befördert werden können. Der Umschlag unverpackter und konventionell verpackter Stückgüter ist auf etwas mehr als zwei Mio. Tonnen geschrumpft.

Auch der Umschlag von Massengütern – hierzu zählen unter anderem Flüssiggüter wie Mineralöl und Ölprodukte und Schüttgüter wie Erze und Kohle – ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen und erreichte 42,2 Mio. Tonnen (plus sieben Prozent). Auf längere Sicht hat die Umschlagsentwicklung bei den Massengütern nicht mit der Entwicklung im Stückgutbereich Schritt gehalten. Gegenüber 1990 ist aber auch hier ein deutlicher Mengenzuwachs von mehr als 30 Prozent zu verzeichnen.

Güterverkehr mit europäischen und asiatischen Häfen dominiert

Drei Viertel des hamburgischen Seegüterverkehrs werden mit europäischen und asiatischen Häfen abgewickelt. Mit je 54 Mio. Tonnen entfielen 2013 jeweils
38 Prozent des Güteraufkommens auf Europa und Asien. Im vergangenen Jahr hat der Verkehr Hamburgs mit anderen europäischen Häfen mit plus zwölf Prozent doppelt so stark zugenommen wie der Verkehr mit Asien (plus sechs Prozent).

Ein Großteil dieser Mengen entfällt auf Transitgüter, die auf dem Weg von Europa, speziell aus dem Ostseeraum, nach Asien oder in der Gegenrichtung im Hamburger Hafen von Übersee-Carriern auf Feederschiffe umgeladen werden.

Über den Zeitraum seit 1990 gesehen ist der Seeverkehr Hamburgs mit Asien auf fast das Vierfache gestiegen und hat damit doppelt so stark zugelegt wie der Verkehr innerhalb Europas. 1990 entfielen auf den asiatischen Kontinent erst
24 Prozent des hamburgischen Seeverkehrs. Der Anteil Europas lag bei knapp
50 Prozent.

Amerika ist für den Hamburger Hafen mit einem Anteil von 18 Prozent am Güterverkehr von unveränderter Bedeutung. Im Verkehr mit anderen Kontinenten (Afrika, Australien) haben sich die Mengen nur wenig verändert, der Anteil am gesamten Seeverkehr ging zurück.

Hamburg und seine Wettbewerbshäfen

Hamburg nimmt seit vielen Jahren Platz 3 im Umschlagsranking der großen Nordseehäfen ein. Die Abstände zu Europas größtem Hafen Rotterdam (Umschlag 2013: 440 Mio. Tonnen) und zu Antwerpen (191 Mio. Tonnen) sind beträchtlich. Beide Westhäfen verdanken ihre führende Stellung in Nordeuropa unter anderem auch dem weit höheren Aufkommen an Massengütern, insbesondere von Rohöl und Mineralölprodukten. 2013 hat sich der Gesamtumschlag in Hamburg mit plus sechs Prozent etwas besser entwickelt als bei seinen Hauptkonkurrenten. Antwerpen erzielte ein Plus von gut drei Prozent, Rotterdam konnte den Vorjahresumschlag nur knapp halten, Bremen musste ein deutlicheres Minus von sechs Prozent auf 79 Mio. Tonnen Jahresumschlag 2013 hinnehmen.

Bei langfristiger Betrachtung über gut zwei Jahrzehnte zeigt sich, dass Hamburg vor allem seit der Jahrtausendwende etwas besser abgeschnitten hat als seine Wettbewerber in den Niederlanden und in Belgien. Nur die Bremischen Häfen verzeichneten in diesem Zeitraum eine höhere Umschlagsteigerung als der Elbehafen.

Hamburg behauptet Platz zwei der europäischen Containerhäfen

Gemessen an der Stückzahl der Container (umgerechnet auf 20 Fuß-Einheiten – TEU) war Hamburg der einzige der vier großen Nordsee-Häfen, der 2013 Zuwächse erzielen konnte. In den drei anderen Häfen wurden die Er-gebnisse von 2012 verfehlt, am deutlichsten in Bremen/Bremerhaven mit einem Minus von knapp fünf Prozent.

Seit 1990 ist der Containerumschlag in allen vier betrachteten Häfen um ein Vielfaches gestiegen, am stärksten in Antwerpen auf mehr als das Fünffache. In Bremen/Bremerhaven und Hamburg wuchs der Umschlag auf weit mehr als das Vierfache. In Rotterdam war der Umschlag 2013 gut dreimal so hoch wie 1990.

Hamburgs hat seinen Anteil am Gesamtumschlag der vier Häfen infolge-dessen von 25 Prozent 2012 auf 26,3 Prozent 2013 gesteigert. Dies entspricht in etwa dem „Marktanteil“, den der Hamburger Hafen auch 2001 erreicht hatte. Bedingt durch überdurchschnittliche Umschlagzuwächse war der Anteil in den folgenden Jahren bis 2007 auf über 29 Prozent gestiegen, und Hamburg hatte fast zum führenden Containerhafen in Europa, Rotterdam, aufgeschlossen. Mit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008 setzte eine rückläufige Entwicklung ein; der Hamburger Hafen war überproportional von Umschlagsrückgängen betroffen und partizipierte an der folgenden Erholung zunächst weniger stark als seine Wettbewerber.

Passagierverkehr: Kreuzfahrer bringen Aufschwung

Der Passagierverkehr über See spielte – abgesehen von der Fährverbindung, die bis zu ihrer Einstellung im Jahr 2002 zwischen Hamburg und Harwich betrieben wurde – in den vergangenen Jahrzehnten für den Hamburger Hafen keine besondere Rolle mehr. Erst der Kreuzfahrtboom der letzten Jahre brachte den Umschwung.

Im vergangenen Jahr legten Fahrgastschiffe 384mal an den Hamburger Terminals an, das sind 18 Schiffsankünfte mehr als 2012. 309 000 Passagiere starteten ihre Reise in der Hansestadt, gegenüber dem Vorjahr war das ein Plus von 26 Prozent. Seit 2011 hat sich die Zahl sogar nahezu verdoppelt.

Bei den Fahrgastschiffen handelte sich hauptsächlich um Kreuzfahrtschiffe. 2005, zu Beginn deren statistischer Erfassung, wurden lediglich 25 Kreuzfahrer im Hafen gezählt. Seither ist die Zahl der Schiffsanläufe kontinuierlich gestiegen und erreichte 2013 einen neuen Höchststand.

Mehr Güter auch auf Binnenschiffen

Neben der überragenden Seehafenfunktion ist Hamburg auch für die Binnenschifffahrt einer der Hauptumschlagsplätze und liegt gemessen am Umschlag auf Platz drei in Deutschland.

In der Binnenschifffahrt des Hamburger Hafens wurden im vergangenen Jahr mehr Güter transportiert als im Jahr 2012. Trotz des witterungsbedingt schwachen Jahresbeginns wuchs der Umschlag 2013 um drei Prozent auf knapp 10,8 Mio. Tonnen. Der Containerverkehr legte um sieben Prozent auf 98 000 TEU zu.

Mit Blick auf die zwei Dekaden seit 1990 zeichnet sich für die Binnenschifffahrt eine positive Umschlagsentwicklung ab. 2013 lag der Umschlag knapp ein Fünftel höher als 1990. Die größte bisher registrierte Umschlagmenge wurde mit 12,2 Mio. Tonnen im Jahr 2008 erreicht.

Generell unterliegt die Binnenschifffahrt auf der Elbe größeren jährlichen Schwankungen, hauptsächlich verursacht durch witterungsbedingte Einflüsse wie Eisgang und Niedrigwasser. Während die Unterelbe unterhalb Hamburgs als Seewasserstraße hiervon wenig betroffen ist, ist der Verkehr auf der Oberelbe häufiger diesen Einschränkungen ausgesetzt.

Auch wenn eine der Seeschifffahrt vergleichbare dynamische Entwicklung ausgeblieben ist, haben doch die umfangreichen Ausbaumaßnahmen der Vergangenheit – insbesondere die endgültige Inbetriebnahme des Elbe-Seitenkanals im Jahr 1977 und die damit verbundene bessere Anbindung Hamburgs an das Mittellandkanalgebiet – für die Binnenschifffahrt neue Verkehrsgebiete erschlossen und ihre Position im Hinterlandverkehr des Hafens gesichert.

Dem Partnerland des diesjährigen Hafengeburtstags, Argentinien, hat das Statistikamt Nord ein eigenes Faltblatt gewidmet, das verschiedene statistische Informationen zu den Beziehungen zwischen Hamburg und Argentinien enthält. Das Faltblatt „Hamburg und seine Partnerländer – Argentinien“ kann als PDF-Dokument im Internet kostenlos eingesehen bzw. heruntergeladen werden.

Tabellen und Grafiken: siehe PDF-Dokument

Kontakt:
Dr. Jürgen Delitz
Telefon: 040 42831-1847
E-Mail: Pressestelle(at)statistik-nord(dot)de 

Fachlicher Ansprechpartner:
Ulrich Wiemann
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E-Mail: Ulrich.Wiemann(at)statistik-nord(dot)de 

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