CDU profitiert noch stärker von Briefwahl als vor drei Jahren

Statistik informiert ... SPEZIAL VI/2011

Über 220 000 Wahlberechtigte haben sich an der Hamburger Bürgerschaftswahl 2011 per Brief beteiligt. Das sind 17,7 Prozent aller Wahlberechtigten und damit 2,5 Prozentpunkte mehr als bei der vorangegangenen Wahl zur Bürgerschaft. Zu einer Steigerung der Wahlbeteiligung insgesamt, welche bei 57,3 Prozent lag, führte dies aber nicht. Sie sank im Gegenteil gegenüber der Wahl aus dem Jahre 2008 um 6,2 Prozentpunkte.

Das Gewicht der Brief- gegenüber der Urnenwählerschaft hat also zugenommen: Fast jede dritte Person, die ihre Stimmen abgab, tat dies über einen Wahlbrief. Wie bereits zu anderen Wahlen profitiert davon die CDU, die auch bei dieser Wahl einen höheren Stimmenanteil bei der Brief- (27,5 Prozent) als bei der Urnenwahl (19,3 Prozent) erzielt. Ebenso kann die FDP mit einem stärkeren Ergebnis unter den Briefwählerinnen und -wählern aufwarten (7,4 Prozent zu 6,3 Prozent bei der Urnenwahl). Traditionell entgegengesetzt sind die Verhältnisse bei der SPD. Die Sozialdemokraten profitieren eher vom Urnengang (50 Prozent) als von der Briefwahl (44,9 Prozent). Gleiches gilt für DIE LINKE, die bei der Urnenwahl 6,9 Prozent, unter den Briefwählerinnen und -wählern aber nur 5,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinen kann. Auch das Ergebnis von GRÜNE/GAL fiel bei der Briefwahl etwas schlechter als bei der Urnenwahl aus (10,5 Prozent zu 11,4 Prozent).

Tabelle: siehe PDF-Dokument

Das Wahlverhalten bei der Bürgerschaftswahl 2011 bestätigt damit die bisherigen Erfahrungen bezüglich der Gewinner und Verlierer durch Briefwahlstimmen. Im Vergleich zum Wahljahr 2008 – als das Wahlrecht noch kein Splitten von Landesstimmen ermöglichte und die Briefwahlquote geringer war – zeigen die Zahlen eine Polarisierungstendenz zugunsten von CDU und FDP einerseits und zuungunsten von SPD und DIE LINKE andererseits. Nur bei GRÜNE/GAL blieb die Differenz zwischen den Prozentsätzen von Brief- und Urnenwahlanteilen konstant.

Tabelle: siehe PDF-Dokument

Die Tendenzen für ganz Hamburg im aktuellen Wahljahr lassen sich in ähnlicher, aber differenzierterer Form ebenso auf der Ebene der Stadtteile nachvollziehen.

Für 70 Hamburger Stadtteile liegt auch das endgültige Landesstimmenergebnis der Bürgerschaftswahl 2011 unter Einbeziehung der Stimmenanteile aus der Briefwahl vor (siehe dazu „Hinweise“).

Das CDU-Ergebnis verbessert sich gegenüber den bisher zugrunde gelegten Ergebnissen ohne Briefwahl in allen bis auf einen Stadtteil, nämlich Neuengamme (minus 0,2 Prozentpunkte). Die stärksten Zugewinne durch Einbeziehung der Briefwahlstimmen sind für Blankenese (plus 5,1 Prozentpunkte) und Othmarschen (plus 4,9 Prozentpunkte) zu verzeichnen.

Die FDP kann durch die Berücksichtigung von Briefwahl überwiegend bessere Werte erzielen, allerdings auf niedrigerem Prozentniveau. Mehr als einen Prozentpunkt Verbesserung gibt es nur im Stadtteil Rotherbaum (plus 1,1 Prozentpunkte). In etwa einem Fünftel der betrachteten Stadtteile verringern sich die Landesstimmenanteile zuungunsten der FDP, am stärksten noch im Stadtteil Blankenese (minus 0,6 Prozentpunkte).

Im Gegensatz dazu schneidet die SPD durch die Berücksichtigung von Briefwahlstimmen in nahezu allen Stadtteilen etwas schlechter ab, am deutlichsten in Groß Flottbek (minus 3,4 Prozentpunkte) und Marienthal (minus 3,2 Prozentpunkte). Verbesserungen berechnen sich nur für die drei Stadtteile Neuengamme (plus 0,2 Prozentpunkte), Veddel und Neuallermöhe (jeweils plus 0,1 Prozentpunkte).

Auch DIE LINKE erzielt bei dieser Betrachtung – mit Ausnahme der praktisch konstant bleibenden Prozentsätze in den Stadtteilen Steilshoop und Neuengamme – durchweg niedrigere Landesstimmenanteile. Die Verschlechterungen fallen allerdings moderater aus als bei der SPD. In der Spitze liegt der Unterschied bei etwas über einem Prozentpunkt in den Stadtteilen Veddel (minus 1,3 Prozentpunkte) und Sternschanze (minus 1,2 Prozentpunkte).

Die Resultate von GRÜNE/GAL differenzieren sich unterschiedlicher aus. Mit 53 Stadtteilen überwiegt zwar deutlich die Anzahl prozentual verlierender Stadtteile; es gibt jedoch auch eine nennenswerte Zahl von Stadtteilen, für die Zuwächse festgestellt werden können (allen voran Veddel mit plus 1,5 Prozentpunkten, gefolgt von Altona-Nord mit plus 0,7 Prozentpunkten). Die Anteilseinbußen der Partei sind dagegen in den Stadtteilen Volksdorf (minus 1,6 Prozentpunkte) und Blankenese (minus 1,4 Prozentpunkte) am größten.

Die allgemein größten Veränderungen in den Stadtteilergebnissen sind hamburgweit demnach dort festzustellen, wo auch die CDU besonders stark von der Briefwahl profitierte.

Hinweis:
Eine Veröffentlichung von Stadtteilresultaten mit Briefwahl ist erst dann möglich, wenn genaue Informationen zum Zuschnitt der Briefwahlbezirke vorliegen. Vor allem für kleinere Stadtteile können keine eigenen Briefwahlbezirke wegen der zu geringen Zahl von eingegangenen Stimmzetteln eingerichtet werden. So müssen zum Beispiel Wahlbriefe aus einem kleinen Stadtteil mit denjenigen aus einem größeren Stadtteil zusammengefasst werden, wodurch für beide Stadtteile keine eindeutige Zuordnung mehr möglich ist. Die Briefwahlbezirke sind dann nicht mehr stadtteilscharf. Dieses ist der Grund, dass nur für 70 Stadtteile die Wahlergebnisse aus Urnen- und Briefwahl vollständig ausgewiesen werden können.

Tabelle: siehe PDF-Dokument

Ansprechpartner:

Markus Jarawka
Telefon: 040 42831-1740
E-Mail: markus.jarawka(at)statistik-nord(dot)de

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