Rückgang der Unternehmensinsolvenzen um sechs Prozent in Schleswig-Holstein, weiterhin deutliche Zunahme der Verbraucherinsolvenzen in beiden Ländern

Statistik informiert ... Nr. 118/2006

In Hamburg wurden in der ersten Hälfte diesen Jahres 413 Anträge auf Unternehmensinsolvenzen registriert. Das sind lediglich drei Anträge weniger als im ersten Halbjahr 2005. Damit setzte sich der Trend deutlich sinkender Insolvenzzahlen bei Unternehmen, der in der Hansestadt bereits seit Anfang 2004 zu beobachten war, im ersten Halbjahr 2006 nicht fort. Allerdings sank die voraussichtliche Höhe der Forderungen der Gläubiger – und damit der potentielle wirtschaftliche Schaden – deutlich, und zwar von 782 Mio. auf 257 Mio. Euro. Die durchschnittliche Forderungshöhe je Insolvenzfall betrug damit im ersten Halbjahr dieses Jahres 0,6 Mio. Euro. Mit 2 248 Beschäftigten waren aber deutlich mehr Arbeitnehmer betroffen als noch im ersten Halbjahr 2005; damals hatte 1 518 Beschäftigten der Verlust des Arbeitsplatzes gedroht.

Wie das Statistikamt Nord mitteilt, war – wie schon in den Vorjahren – der von Unternehmensinsolvenzen am stärksten betroffene Wirtschaftszweig der Bereich „Grundstücks- und Wohnungswesen einschließlich Vermietung beweglicher Sachen und Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen“ mit 130 Insolvenzen, gefolgt vom Handel mit 89 und vom Baugewerbe mit 57 Anträgen. Die Fallzahlen entsprechen in etwa denen des Vergleichszeitraums 2005.

Verbraucherinsolvenzverfahren eröffnen auch privaten Schuldnerinnen und Schuldnern die Möglichkeit einer Restschuldbefreiung. In der Hansestadt nahm die Zahl der Verbraucherinsolvenzen mit 39 Prozent deutlich zu. Während im ersten Halbjahr 2005 noch 946 Anträge auf Verbraucherinsolvenz registriert worden waren, entschied das Hamburger Insolvenzgericht in den ersten sechs Monaten diesen Jahres über 1 311 Anträge. Das Interesse an dieser Möglichkeit der Entschuldung dürfte durch die Diskussion möglicher Verschlechterungen für völlig mittellose Schuldner weiter gestiegen sein. Viele Verbraucher dürften versuchen, noch nach der alten Regelung eine Restschuldbefreiung zu erlangen. Ein weiterer Grund für den Anstieg der Fallzahlen könnte der Abbau der Wartezeiten bei den Schuldnerberatungsstellen sein.

Die Summe der voraussichtlichen Forderungen gegenüber Verbrauchern lag bei knapp 63 Mio. Euro. Pro Insolvenzfall ergibt sich eine durchschnittliche Forderungshöhe von knapp 48 000 Euro. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2005 bedeutet dies einen Rückgang um über 8 000 Euro.

Neben den 1 724 Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen lagen 276 Anträge (plus 15 Prozent) von „weiteren Schuldnern“ vor. Die meisten dieser Anträge kamen von ehemals selbstständig Tätigen; hier stieg die Fallzahl von 205 auf 235. Außerdem wurden 14 Nachlassinsolvenzen sowie 27 Anträge von sonstigen unternehmerisch tätigen natürlichen Personen, wie persönlich haftenden Gesellschaftern, bearbeitet. Der potentielle wirtschaftliche Schaden durch die weiteren Schuldner summierte sich auf 70 Mio. Euro.

In Schleswig-Holstein setzte sich der seit 2005 zu beobachtende Trend rückläufiger Unternehmensinsolvenzen fort. So wurden im ersten Halbjahr 2006 mit 688 Anträgen sechs Prozent weniger Fälle registriert als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Damals waren 732 Insolvenzfälle gemeldet worden. Trotz des Rückgangs der Fallzahlen ist der potentielle wirtschaftliche Schaden von 226 auf 350 Mio. Euro gestiegen. Damit lag die durchschnittliche Forderungshöhe je Unternehmensinsolvenz im ersten Halbjahr diesen Jahres bei rund 0,5 Mio. Euro; im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es lediglich 0,3 Mio. Euro gewesen. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten sank dagegen von 2 489 im ersten Halbjahr 2005 auf jetzt 2 392.

Anders als in den Vorjahren war der von Unternehmensinsolvenzen am stärksten betroffene Wirtschaftszweig der Bereich „Grundstücks- und Wohnungswesen einschließlich Vermietung beweglicher Sachen und Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen“. Mit 149 Fällen lagen zwei Anträge mehr vor als im ersten Halbjahr 2005. Dagegen ist im Baugewerbe mit 148 Insolvenzen ein Rückgang um 16 Fälle (minus zehn Prozent) zu verzeichnen. Noch stärker gingen die Insolvenzen im Wirtschaftsbereich Handel zurück; hier sank die Fallzahl von 167 auf 123 (minus 26 Prozent).

Im ersten Halbjahr 2006 wurde bei den Verbraucherinsolvenzen ein sehr hoher Zuwachs der Antragszahlen um 74 Prozent gemeldet. Waren im ersten Halbjahr 2005 noch 1 158 Verbraucherinsolvenzen gezählt worden, so lagen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits 2 017 entschiedene Anträge vor. Angesichts der Diskussion potentieller Verschlechterungen für mittellose Schuldner dürften viele Verbraucher versuchen, eine Restschuldbefreiung nach der alten Regelung zu erlangen.

Die voraussichtlichen Forderungen gegenüber Verbrauchern betrugen 120 Mio. Euro. Die mögliche Schadenshöhe je Verbraucherinsolvenz lag damit bei rund 59 000 Euro, was einem Rückgang um knapp 4 000 Euro gegenüber dem ersten Halbjahr 2005 entspricht.

Neben den 2 705 Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen bearbeiteten die Insolvenzgerichte in Schleswig-Holstein außerdem 875 Anträge von „weiteren Schuldnern“; dies entspricht einer Zunahme um 23 Prozent. Das Gros der Anträge stammte von ehemals selbstständig Tätigen, deren Fallzahl von 663 auf 802 stieg. In weiteren 51 Fällen wurden Nachlassinsolvenzen bearbeitet, außerdem lagen 22 Anträge von sonstigen unternehmerisch tätigen natürlichen Personen, wie persönlich haftenden Gesellschaftern, vor. Die voraussichtliche Höhe der Verbindlichkeiten der weiteren Schuldner belief sich auf 188 Mio. Euro.

Weitere Angaben für Hamburg und Schleswig-Holstein (für Schleswig-Holstein auch Verbraucher- und Unternehmensinsolvenzen auf Kreisebene) – stehen im Internet zum Download zur Verfügung.

Ansprechpartnerin:

Margarete Haberhauer
Telefon: 0431 6895-9252
E-Mail: margarete.haberhauer(at)statistik-nord(dot)de

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