Weniger Hilfeempfänger

Statistik informiert ... SPEZIAL IX/2011

Am Jahresende 2010 haben 12,8 Prozent der Hamburger Bürgerinnen und Bürger staatliche Sozialleistungen zur Sicherstellung der laufenden Lebensführung erhalten. Somit bezogen 229 275 Personen Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld („Hartz IV“), Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, laufende Sozialhilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen oder Regelleistungen nach dem Asylbewerbergesetz. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Anzahl der Sozialleistungsempfängerinnen und -empfänger um 1,5 Prozent.

Der Anteil der Hilfebezieherinnen und -bezieher an der Bevölkerung ging leicht um 0,3 Prozentpunkte zurück. In der Alterskategorie bis unter sieben Jahren war die Abnahme besonders ausgeprägt: Hier verminderte sich die Hilfequote um 1,1 Prozentpunkte auf 24,5 Prozent. Mit Ausnahme der Personen ab 65 Jahren war in allen Altersklassen ein Rückgang der Abhängigkeit von Sozialleistungen zu beobachten.

Veddel mit einer Hilfeempfängerquote von 30 Prozent

Wie schon in den beiden Vorjahren wies der Stadtteil Veddel mit fast 30 Prozent die höchste Hilfequote in Hamburg auf und gehörte damit zu einem der 16 Stadtteile, in denen mindestens 18 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner Sozialleistungen empfingen. Dies waren erneut die Stadtteile, die sich von Harburg über Wilhelmsburg, Veddel, Horn und Billstedt bis nach Jenfeld erstrecken. Hinzu kommen die Stadtteile Altona-Altstadt und St. Pauli am westlichen Rand der Innenstadt sowie Lurup, Dulsberg und die durch Großwohnsiedlungen geprägten Stadtteile Steilshoop und Allermöhe. Für das Gebiet südlich der Elbe wurde zudem für den Stadtteil Hausbruch ein hoher Transferleistungsbezug festgestellt. Die meisten dieser Gebiete weisen einen überdurchschnittlichen Migrantenanteil an der Bevölkerung sowie einen Wohnungsbestand mit vergleichsweise hohem Sozialwohnungsanteil auf.

Eine vergleichsweise geringe Sozialleistungsempfängerquote von unter acht Prozent zeigte sich dagegen in 28 Stadtteilen. Bei diesen handelte es sich hauptsächlich um die Stadtteile zwischen Rissen und Othmarschen, das Gebiet Alstertal/Walddörfer im Nordosten sowie die Vier- und Marschlande, ausgenommen Allermöhe und Curslack. Auch in den Vierteln in der Nähe der Außenalster (wie Eimsbüttel, Eppendorf, Winterhude, Uhlenhorst) waren nur vergleichsweise wenige Einwohnerinnen und Einwohner auf staatliche Unterstützung angewiesen. Dies gilt ebenso für den Stadtteil Marienthal, der sich dadurch von den umgebenden Stadtteilen unterschied. Der niedrigste Anteil der Sozialleistungsbezieherinnen und -bezieher wurde mit 1,4 Prozent im Gebiet Blankenese/Nienstedten festgestellt.

Eine Abnahme der Hilfequote verzeichneten 65 der 86 Stadtteile. Am stärksten war der Rückgang in Veddel (minus 1,2 Prozentpunkte) und Heimfeld (minus einen Prozentpunkt). Demgegenüber gab es zwölf Stadtteile, in denen die Hilfequote stieg. Neben Hammerbrook (plus 1,6 Prozentpunkte) war Steilshoop (plus 0,9 Prozentpunkte) hiervon am stärksten betroffen. Die innerstädtischen Unterschiede beim Hilfebezug haben sich zwischen 2009 und 2010 kaum verändert, das Gefälle zwischen den Stadtteilen blieb nahezu gleich.

In sechs Stadtteilen lebte mindestens die Hälfte der Kinder von Sozialleistungen

Ende 2010 erhielten 24,5 Prozent der unter Siebenjährigen Sozialleistungen zur laufenden Lebensführung (27 309 Kinder). Die Abhängigkeit von Transferleistungen war damit in dieser Altersgruppe fast doppelt so hoch wie in der Hamburger Gesamtbevölkerung. In den Stadtteilen Hammerbrook, Jenfeld, Veddel, Wilhelmsburg, Billstedt und Steilshoop lebte mindestens jedes zweite Kind ganz oder teilweise von Sozialleistungen. In Steilshoop und Billstedt erreichte die Hilfequote jeweils sogar knapp 52 Prozent.

Vergleichsweise geringe Hilfebezieheranteile (unter 13 Prozent) bei den unter Siebenjährigen zeigten sich in den Elbvororten. Die niedrigsten Werte wurden in Blankenese/Nienstedten und Othmarschen (0,8 bzw. 1,2 Prozent) festgestellt. Auch im Raum Walddörfer/Alstertal sowie in einigen Stadtteilen der Vier- und Marschlande lebten nur wenige Kinder von staatlichen Sozialleistungen. Niedrige Hilfequoten gab es außerdem in einem Gebietsstreifen, der sich von der Außenalster (Rotherbaum und St. Georg) und Eimsbüttel in Richtung Norden bis nach Niendorf und Ohlsdorf erstreckt sowie in den Stadtteilen Marienthal und Rönneburg/Neuland/Gut Moor.

Hamburgweit verringerte sich der Anteil der von Sozialleistungen lebenden Kinder unter sieben Jahren um 1,1 Prozentpunkte. In 66 der 86 Stadtteile nahm die Quote der Hilfeempfänger in dieser Altersgruppe ab. In Sinstorf, Hamm-Mitte und Hamm-Süd, Sternschanze, Groß Borstel und Veddel belief sich der Rückgang sogar auf mindestens drei Prozentpunkte. Dagegen erhielt am Jahresende 2010 in 20 Vierteln ein größerer Anteil der unter Siebenjährigen staatliche Sozialleistungen als vor einem Jahr. Neben den Gebieten Hammerbrook und Moorburg/Altenwerder stieg die Zahl der Hilfeempfänger besonders in Steilshoop (plus 4,3 Prozentpunkte) und Marmstorf (plus 2,1 Prozentpunkte) stark an.

Gut jeder fünfte Senior in St. Pauli bezog Sozialleistungen

Von den Hamburger Einwohnerinnen und Einwohnern im Alter von 65 und mehr Jahren bezogen 5,5 Prozent Sozialleistungen (18 546 Personen). Diese Altergruppe wies damit die geringste Hilfequote aller Altersgruppen auf. Am höchsten war die Hilfeempfängerquote der über 65-Jährigen in dem Gebiet, das sich von den Stadtteilen Altona-Nord und Altona-Altstadt über die Innenstadt bis nach Jenfeld und Billstedt erstreckt. Hier befindet sich mit St. Pauli auch der Stadtteil mit der höchsten Hilfequote für ältere Menschen (21 Prozent). Auch in Wilhelmsburg, Veddel, Steilshoop, Dulsberg, Allermöhe und Hausbruch waren ältere Menschen vergleichweise häufig auf Unterstützung angewiesen. Demgegenüber wurden im Raum Walddörfer/ Alstertal verhältnismäßig wenige über 65-Jährige mit Sozialleistungen unterstützt (Hilfequote meist zwischen 0,5 und 1,5 Prozent). Auch in den Elbvororten im Westen, am südlichen Stadtrand (von Marmstorf über Sinstorf und Langenbek nach Rönneburg/Neuland/Gut Moor) und in zwei Gebieten der Vier- und Marschlande lebten nur vergleichsweise wenige ältere Einwohnerinnen und Einwohner mit Sozialleistungsbezug. Gleiches gilt für Niendorf und das südelbische Gebiet Cranz/Neuenfelde/Francop.

Zwischen 2009 und 2010 stieg die Transferleistungsquote älterer Menschen ab 65 Jahren in Hamburg insgesamt geringfügig um 0,2 Prozentpunkte an. Auf Stadtteilebene ergab sich für 64 Gebiete ein Anstieg und für zwölf Quartiere ein Rückgang der Hilfequote in dieser Altersgruppe.

Zusammenführung von Ergebnissen mehrerer Statistiken ermöglicht eine Gesamtschau des Sozialleistungsbezuges auf Stadtteilebene

Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf der Zusammenfassung der vier eingangs erwähnten Sozialleistungsstatistiken auf Stadtteilebene. Dabei wurde nach sechs Alterskategorien unterschieden. Die Zahlen der Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld („Hartz IV“) wurden durch eine Sonderauswertung vom Statistikamt Nord ermittelt, indem die Wohnadresse den Stadtteilen zugeordnet wurde. Die dafür erforderlichen pseudonymisierten Einzeldaten über die Bezieherinnen und Bezieher von Grundsicherung für Arbeitssuchende nach SGB II erhielt das Statistikamt Nord von der Bundesagentur für Arbeit gemäß § 53 Abs. 5 SGB II. In den im Statistikamt Nord geführten Erhebungen zu Empfängerinnen und Empfängern von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen, von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung sowie von Regelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz wird der Wohnstadtteil dagegen explizit erfasst und konnte direkt ausgewertet werden. Im Hinblick auf die Empfängerinnen und Empfänger von Asylbewerberleistungen sind nur vorläufige Ergebnisse in die Zusammenstellung eingegangen.

Einige aneinandergrenzende Stadtteile wurden aufgrund der geringen Zahl von Hilfeempfängerinnen und -empfängern zusammengezogen, um die statistische Geheimhaltung zu gewährleisten. Dies betraf insbesondere die Stadtteile mit einer geringen Bevölkerungszahl in der Umgebung des Hafens, im Süden Hamburgs (Neuland, Gut Moor, Rönneburg) und in den Vier- und Marschlanden.

Tabellen: siehe PDF-Dokument

Ansprechpartner:

Thorsten Erdmann
Telefon: 040 42831-1757
E-Mail: thorsten.erdmann(at)statistik-nord(dot)de

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