Anzahl der Unternehmensinsolvenzen weiterhin rückläufig

Statistik informiert ... Nr. 37/2022

Für das Jahr 2021 haben die schleswig-holsteinischen Amtsgerichte 446 entschiedene Anträge auf Unternehmensinsolvenz gemeldet. Das entspricht einem Rückgang von über 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bzw. von gut 43 Prozent zum letzten pandemiefreien Jahr 2019, so das Statistikamt Nord. Obwohl die teilweise Aussetzung der Insolvenzantragspflicht zum 30. April 2021 auslief, blieb die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen weiterhin auf einem niedrigen Niveau.

Mindestens 3 672 Arbeitnehmerinnen und -nehmer waren direkt von einer Unternehmensinsol­venz betroffen. Ihren Gläubigerinnen und Gläubigern schuldeten die insolventen Unternehmen 474 Mio. Euro. Damit lag die Anzahl der betroffenen Beschäftigten 14 Prozent über und die Summe der voraussichtlichen Forderungen 16 Prozent unter dem jeweiligen Vorjahreswert. Die durchschnittlichen voraussichtlichen Forderungen pro insolventem Unternehmen blieben fast unverändert bei knapp 1,1 Mio. Euro.

Am häufigsten wurden mit 90 Verfahren Insolvenzen für Unternehmen im Wirtschaftsabschnitt „Baugewerbe“ gemeldet, gefolgt vom Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) und „Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen“ mit 60 bzw. 58 Verfahren. Relativ gesehen war jedoch der Bereich „Verkehr und Lagerei“ mit 94 Insolven­zen pro 10 000 Unternehmen am stärksten vertreten. Abgesehen vom Wirtschaftsabschnitt „Verkehr und Lagerei“ wurden für die genannten Branchen weniger Unternehmensinsolvenzen gemeldet als im Vorjahr.

In einigen von den pandemiebedingten Einschränkungen potentiell besonders betroffenen Branchen stieg die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zu 2020. So gab es in den Wirtschaftsabschnitten „Sonstige Dienstleistungen“ (z. B. Frisör- und Kosmetiksalons) und „Erziehung und Unterricht“ mit 26 bzw. zwölf Verfahren mehr Unternehmensinsolvenzen als im Jahr 2020. Damals wurden elf bzw. sechs Verfahren gemeldet. Die Anzahl der von einer Insol­venz betroffenen Unternehmen mit dem Tätigkeitsschwerpunkt „Kunst, Unterhaltung und Erho­lung“ blieb dagegen unverändert bei 15. Für das Gastgewerbe wurde ein Rückgang der Unter­nehmensinsolvenzen von 59 auf 28 verzeichnet. Nur im Wirtschaftsabschnitt „Sonstige Dienstleistungen“ war die Anzahl der Insolvenzen höher als vor der Krise. 

Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im Kreis Rendsburg-Eckernförde (55 Verfahren) und im Kreis Stormarn (47 Verfahren). In der relativen Betrachtung war die kreisfreie Stadt Flensburg mit 55 Insolvenzen pro 10 000 Unternehmen am stärksten betroffen, gefolgt vom Kreis Rendsburg-Eckernförde (54 Insolvenzen pro 10 000 Unternehmen). Die Insolvenzquote für alle in Schleswig-Holstein ansässigen Unternehmen betrug 38.

Hinweise:
In der Insolvenzstatistik werden von den Insolvenzgerichten beantragte Verfahren gemeldet, zu denen im Berichtszeitraum eine Entscheidung getroffen wurde. Bei komplexeren Verfahren kann ein längerer Zeitraum zwischen dem Insolvenzantrag und der Entscheidung liegen.

Vom 1. März 2020 bis zum 30. April 2021 war die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen ganz oder teilweise ausgesetzt, wenn ihre Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit auf den Folgen der COVID-19 Pandemie beruhte und die Aussicht bestand, den Insolvenzgrund besei­tigen zu können.

Die Angaben zu den Insolvenzen pro 10 000 Unternehmen wurden mit Hilfe der Ergebnisse der Umsatzsteuerstatistik (Voranmeldungen) für das Jahr 2019 ermittelt. Diese Statistik erfasst alle Unternehmen, deren Geschäftsleitungen ihren Sitz in Schleswig-Holstein hatten und die im Be­richtszeitraum einen steuerbaren Umsatz aus Lieferungen und Leistungen von über 17 500 Euro erbrachten.

Weitere methodische Erläuterungen sowie detailliertere Ergebnisse zu beantragten Insolvenz­verfahren stehen auf den Internetseiten des Statistikamtes Nord (Externer Link) zur Verfügung.

Tabelle: siehe PDF-Dokument

 

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