Schleswig-holsteinischer kommunaler Bereich hatte mehr als sechs Mrd. Euro integrierte Schulden – aber mit 2 175 Euro die geringste durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung aller Bundesländer

Statistik informiert ... SPEZIAL Nr. VI/2014

Methodik
Seit längerem führen Ausgliederungen und Neugründungen außerhalb der Kernhaushalte zu einer Erosion der finanzstatistischen Daten. Dadurch wird deren zeitliche und räumliche Vergleichbarkeit beeinträchtigt. Das gilt auch für die Angaben über die Schulden. Mit der neu entwickelten Modellrechnung „Integrierte Schulden der Gemeinden und Gemeindeverbände“ soll die Vergleichbarkeit verbessert werden, indem die Schulden der Kernhaushalte mit denen der öffentlich bestimmten Fonds, Einrichtungen und Unternehmen, wie beispielsweise Eigenbetriebe, Zweckverbände oder öffentliche Unternehmen, zu einem aussagefähigen Gesamtbild zusammengeführt werden.

Die Schulden der Kernhaushalte werden dabei um die anteiligen Schulden der zugehörigen öffentlich bestimmten Fonds, Einrichtungen und Unternehmen (FEU) ergänzt. Für Einheiten, die den Kommunen zu 100 Prozent gehören, wie zum Beispiel Eigenbetriebe, impliziert dies, dass deren Schulden in voller Höhe in den integrierten Wert der jeweiligen Gemeinde eingehen. Sind mehrere Gemeinden an einem öffentlich bestimmten Unternehmen beteiligt, werden dessen Schulden bei den Kommunen entsprechend ihrer Beteiligungsanteile berücksichtigt. Bei den FEU kann dabei zwischen „Extrahaushalten“ und „sonstigen FEU“ unterschieden werden. Extrahaushalte zeichnen sich gegenüber den sonstigen FEU dadurch aus, dass sie nach dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) zum Sektor Staat gehören. Bei diesen Einheiten handelt es sich um „Nicht-Marktproduzenten“ wie etwa kommunale Theater.

Die sonstigen FEU sind dagegen „Marktproduzenten“, also beispielsweise Versorgungs- oder Entsorgungsunternehmen, und gehören nicht zum Sektor Staat. Zu berücksichtigen ist, dass bei dieser Methode nur die Schulden gegenüber dem nicht öffentlichen Bereich, also beispielsweise gegenüber Kreditinstituten, einbezogen werden. 

Ergebnisse
Für den kommunalen Bereich in Schleswig-Holstein ergeben sich nach dieser Methode für das Jahr 2012 integrierte Schulden in Höhe von 6 099 Mio. Euro. Dies entspricht einer durchschnittlichen Pro-Kopf-Verschuldung von 2 175 Euro, der geringsten aller Bundesländer, so das Statistikamt Nord. Mit 2 882 Mio. Euro entfiel knapp die Hälfe der integrierten Schulden (47 Prozent) auf die vier kreisfreien Städte Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster. Die höchsten integrierten Schulden hatte Lübeck mit 1 289 Mio. Euro, gefolgt von der Landeshauptstadt Kiel mit 821 Mio. Euro (siehe Abb.). Die geringsten integrierten Schulden sind mit 332 Mio. Euro für Neumünster zu verzeichnen. Weitere
3 216 Mio. Euro sind den elf Kreisen zuzuordnen. Dabei hatte der Kreis Pinneberg mit 546 Mio. Euro die höchsten integrierten Schulden, der Kreis Steinburg mit 172 Mio. Euro die geringsten.

Für die Struktur der integrierten Schulden in Schleswig-Holstein gilt, dass durchschnittlich gut die Hälfte (56 Prozent) auf die Kernhaushalte entfällt. Weitere sieben Prozent basieren auf den Schulden der Extrahaushalte und die verbleibenden 37 Prozent beruhen auf den Schulden der sonstigen FEU. Wie die Abbildung zeigt, weichen einzelne regionale Einheiten davon teilweise deutlich ab. Auffällig ist insbesondere die Struktur bei der Stadt Flensburg. Hier überwiegen die anteiligen Schulden der Extrahaushalte, die 51 Prozent der integrierten Schulden ausmachen. Auf den Kernhaushalt entfallen dagegen lediglich 25 Prozent. Auch bei Neumünster macht der Anteil des Kernhaushalts mit 47 Prozent weniger als die Hälfte der integrierten Schulden aus. Hier dominieren die anteiligen Schulden der sonstigen FEU mit 53 Prozent, die der Extrahaushalte fallen kaum ins Gewicht. Ebenso entfällt bei den Kreisen Steinburg und Rendsburg-Eckernförde weniger als die Hälfte der integrierten Schulden auf die Kernhaushalte; in beiden Fällen sind es 46 Prozent.  

Weitere Informationen enthält die Bund-Länder-Veröffentlichung „Integrierte Schulden der Gemeinden und Gemeindeverbände“. Der Ergebnisband umfasst neben ausführlichen methodischen Informationen eine Darstellung der Ergebnisse aller Bundesländer auf Kreisebene. Dabei werden vor allem die integrierten Schulden je Einwohnerin bzw. Einwohner für alle Bundesländer grafisch dargestellt. In einem Tabellenband sind ergänzend die absoluten und die Pro-Kopf-Ergebnisse aller Kommunen und Gemeindeverbände nach Bundesländern dargestellt.

Weitere Informationen und eine Grafik: siehe PDF-Dokument 

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E-Mail: Pressestelle(at)statistik-nord(dot)de

Fachliche Ansprechpartnerin:
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