Ein Drittel aller Hamburgerinnen und Hamburger hat einen Migrationshintergrund

Statistik informiert ... SPEZIAL Nr. V/2017 Korrektur

Ende 2016 haben über 630 000 Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg gelebt. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind das 34 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner. Etwa die Hälfte der Menschen mit Migrationshintergrund besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Das geht aus einer Sonderauswertung des Melderegisters hervor, die das Statistikamt Nord jährlich durchführt.

Gegenüber 2009 stieg die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg um über 145 000 Personen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung erhöhte sich in diesem Zeitraum von rund 28 auf 34 Prozent.

Große regionale Unterschiede
Fast ein Viertel aller Hamburgerinnen und Hamburger mit Migrationshintergrund lebt in Hamburg-Mitte; ihr Anteil an der Bevölkerung liegt dort bei fast 50 Prozent. Ebenso wohnen im Bezirk Harburg überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationshintergrund (44 Prozent). In den Bezirken Hamburg-Nord, Eimsbüttel und Wandsbek sind die Quoten dagegen mit 27 bis 30 Prozent niedriger. Die Bezirke Altona und Bergedorf entsprechen in etwa dem Hamburger Durchschnitt (siehe Tabelle ab Seite 5 im PDF-Dokument).

Auch zwischen den Stadtteilen gibt es große Unterschiede: Während in Billstedt, Wilhelmsburg und Rahlstedt die absolut meisten Personen mit Migrationshintergrund wohnen, finden sich die höchsten Anteile an der Bevölkerung in Billbrook (85 Prozent), auf der Veddel (72 Prozent) sowie in Hammerbrook (69 Prozent). Anteilig wenige Personen mit Migrationshintergrund leben dagegen in den Stadtteilen der Vier- und Marschlande, wo sie weniger als zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen.

In Billbrook stieg der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund seit Ende 2009 von 65 auf 85 Prozent an, auf der Veddel blieb er dagegen in diesem Zeitraum annähernd stabil bei rund 70 Prozent.

Verteilung innerhalb der Altersgruppen unterschiedlich
Generell ist der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in den jüngeren Altersgruppen höher als in den älteren. Die Hälfte der unter 18-jährigen Hamburgerinnen und Hamburger hat einen Migrationshintergrund. Von den Menschen über 65 Jahren sind es dagegen nur 18 Prozent (Männer) bzw. 15 Prozent (Frauen).

Die Verteilung innerhalb der Altersgruppen ist auch regional unterschiedlich ausgeprägt (siehe Karte Seite 7 im PDF-Dokument): Im Bezirk Hamburg-Mitte haben 71 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren einen Migrationshintergrund, in Billbrook, Veddel und Hammerbrook sind es sogar über 90 Prozent. Dagegen liegt die Quote in den Bezirken Eimsbüttel und Hamburg-Nord bei 41 Prozent.

Türkei und Polen häufigste Bezugsländer
Die in Hamburg lebenden Menschen mit Migrationshintergrund kommen aus fast allen Ländern der Welt. Die mit Abstand häufigsten Bezugsländer sind die Türkei und Polen mit einem Anteil von 15 bzw. zwölf Prozent an der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (siehe Karte Seite 8 im PDF-Dokument). Die Anzahl der Menschen mit türkischen Wurzeln liegt seit Jahren konstant bei rund 93 000. Besonders viele von ihnen wohnen in Hamburg-Mitte (22 Prozent der dortigen Bevölkerung mit Migrationshintergrund). In Wilhelmsburg stammen über 11 000 Menschen aus der Türkei (34 Prozent der dortigen Bevölkerung mit Migrationshintergrund). Zentrum der aus Polen stammenden Bevölkerung ist der Bezirk Bergedorf; dort sind 21 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund polnischer Herkunft. Ein Großteil der Bevölkerung mit polnischen Wurzeln wohnt dort in den Stadtteilen Neuallermöhe und Lohbrügge (zusammen rund 6 700 Personen).

Weiterhin hat fast jeder dritte Bergedorfer bzw. jede dritte Bergedorferin mit Migrationshintergrund einen der 15 Staaten der ehemaligen Sowjetunion als Bezugsland (insbesondere die Russische Föderation und Kasachstan). Bezogen auf die Gesamtbevölkerung des Bezirkes Bergedorf sind dies elf Prozent. Die meisten von ihnen wohnen – wie die aus Polen stammenden Menschen – in Neuallermöhe und Lohbrügge (zusammen rund 10 700 Personen).

Die Altersstruktur und Geschlechterverteilung der Bevölkerung ist je nach Bezugsland sehr unterschiedlich (siehe Tabelle Seite 3 im PDF-Dokument). Rund ein Drittel der Menschen mit Bezugsland Ghana, Mazedonien und Syrien sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren; bei den Bezugsländern Iran und Griechenland sind dies nur 17 Prozent. Die meisten Erwerbsfähigen (18 bis 64 Jahre) finden sich unter den Menschen mit rumänischem und bulgarischem Migrationshintergrund. Die Bevölkerung mit syrischem und italienischem Migrationshintergrund ist überwiegend männlich, die mit ukrainischen und russischen Wurzeln überwiegend weiblich. Menschen mit den Bezugsländern Kasachstan oder Russische Föderation sind zum größten Teil Deutsche mit Migrationshintergrund. Die Menschen mit syrischem Migrationshintergrund sind dagegen zu über 90 Prozent syrische Staatsangehörige.

Durch den Flüchtlingszustrom in den letzten beiden Jahren sind in Hamburg andere Länder als Bezugsländer in den Fokus gerückt. So wurden Ende 2016 deutlich mehr Menschen mit syrischem, afghanischem, irakischem, rumänischem, bulgarischem und eritreischem Migrationshintergrund ermittelt, als noch Ende 2014. Diese Auswertungen beziehen sich allerdings ausschließlich auf Personen, die im Hamburger Melderegister registriert waren.

Methodische Anmerkungen:
Zu der Bevölkerung mit Migrationshintergrund gehören die ausländische Bevölkerung sowie alle ab 1950 von außerhalb Deutschlands Zugewanderten unabhängig von ihrer Nationalität. Dazu zählen auch die in Deutschland geborenen eingebürgerten früheren Ausländerinnen und Ausländer sowie in Deutschland geborene Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus der Migrationserfahrung der Eltern oder eines Elternteils ableitet. Außerdem gehören zu dieser Gruppe seit 2000 auch die (deutschen) Kinder ausländischer Eltern, die die Bedingungen für das sogenannte Optionsmodell erfüllen. Nicht zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund zählen Vertriebene und Flüchtlinge in Folge des Zweiten Weltkriegs.

Bei den hier dargestellten Befunden zur Anzahl und Herkunft der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Hamburg handelt es sich nicht um statistische Ergebnisse im Sinne einer Erhebung, sondern um Schätzungen aufgrund eigener statistischer Berechnungen. Sie beruhen auf einem anonymisierten Melderegisterabzug vom 31.12.2016. Die lediglich bei ihrer Reederei gemeldeten Seeleute und Binnenschiffer wurden ebenso wie die am Nebenwohnsitz gemeldeten Personen nicht einbezogen.

Trotz einiger methodisch bedingter Einschränkungen ermöglicht das standardisierte Verfahren MigraPro – ein Gemeinschaftsprojekt des KOSIS-Verbunds im Rahmen der deutschen Städtestatistik – eine realitätsnahe Beschreibung der Anzahl und Bezugsländer der Bevölkerung mit Migrationshintergrund.

Tabellen und Karten: siehe PDF-Dokument

Kontakt:
Alice Mannigel
Telefon: 040 42831-1847
E-Mail: Pressestelle(at)statistik-nord(dot)de

Fachliche Ansprechpartnerin:
Annett Jackisch
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