Fast ein Drittel aller Hamburgerinnen und Hamburger hat einen Migrationshintergrund

Statistik informiert ... SPEZIAL Nr. I/2016

Ende 2015 haben fast 600 000 Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg gelebt. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind das knapp 33 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner. Das geht aus einer Sonderauswertung des Melderegisters hervor, die das Statistikamt Nord jährlich durchführt.

Gegenüber 2009 stieg die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg um rund 110 000. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung erhöhte sich in diesem Zeitraum von rund 28 auf etwa 33 Prozent.

Große regionale Unterschiede
Fast ein Viertel aller Hamburgerinnen und Hamburger mit Migrationshintergrund lebt in Hamburg-Mitte; ihr Anteil an der Bevölkerung liegt dort bei 48 Prozent. Ebenso wohnen im Bezirk Harburg anteilig viele Menschen mit Migrationshintergrund (42 Prozent). In den Bezirken Hamburg-Nord, Eimsbüttel und Wandsbek sind die Quoten dagegen mit 25 bis 28 Prozent niedriger. Die Bezirke Altona und Bergedorf entsprechen in etwa dem Hamburger Durchschnitt (32,7 Prozent; siehe Tabelle im PDF-Dokument ab Seite 6).

Auch zwischen den Stadtteilen gibt es große Unterschiede: Während in Billstedt, Wilhelmsburg und Rahlstedt die absolut meisten Personen mit Migrationshintergrund wohnen, finden sich die höchsten Anteile an der Bevölkerung in Billbrook (83 Prozent), auf der Veddel (71 Prozent) sowie in Neuallermöhe (64 Prozent). Anteilig wenige Personen mit Migrationshintergrund leben dagegen in den Stadtteilen der Vier- und Marschlande, wo sie deutlich weniger als zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen.

In Billbrook stieg der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund seit Ende 2009 von 65 auf 83 Prozent an, auf der Veddel blieb er dagegen in diesem Zeitraum stabil bei rund 70 Prozent.

Verteilung innerhalb der Altersgruppen unterschiedlich
Generell ist der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in den jüngeren Altersgruppen höher als in den älteren (siehe Bevölkerungspyramide auf Seite 2 im PDF-Dokument). Fast die Hälfte der unter 18-jährigen Hamburgerinnen und Hamburger hat einen Migrationshintergrund (49 Prozent). Von den Menschen über 65 Jahren sind es dagegen nur 18 Prozent (Männer) bzw. 14 Prozent (Frauen).

Auch die Verteilung innerhalb der Altersgruppen ist regional unterschiedlich ausgeprägt: Im Bezirk Hamburg-Mitte haben 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren einen Migrationshintergrund, in Billbrook und auf der Veddel sind es sogar über 90 Prozent. Dagegen liegt die Quote in den Bezirken Eimsbüttel und Hamburg-Nord bei knapp 40 Prozent.

Türkei und Polen häufigste Bezugsländer
Die in Hamburg lebenden Menschen mit Migrationshintergrund kommen aus fast allen Ländern der Welt (siehe Tabelle auf Seite 3 im PDF-Dokument). Die mit Abstand häufigsten Bezugsländer sind die Türkei und Polen mit 16 bzw. zwölf Prozent (siehe Karten ab Seite 8 im PDF-Dokument). Die Anzahl der Menschen mit türkischen Wurzeln liegt seit sechs Jahren konstant bei rund 93 000. Besonders viele von ihnen wohnen in Hamburg-Mitte (23 Prozent der dortigen Bevölkerung mit Migrationshintergrund). In Wilhelmsburg stammen über 11 000 Menschen aus der Türkei (36 Prozent der dortigen Bevölkerung mit Migrationshintergrund). Zentrum der aus Polen stammenden Bevölkerung ist der Bezirk Bergedorf; dort sind 22 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund polnischer Herkunft. Ein Großteil der Bevölkerung mit polnischen Wurzeln wohnt in den Stadtteilen Neuallermöhe und Lohbrügge (zusammen rund 6 700 Personen).

Der Bezirk Bergedorf ist außerdem eine Hochburg der russischstämmigen Bevölkerung in Hamburg: Fast jeder dritte Bergedorfer bzw. jede dritte Bergedorferin mit Migrationshintergrund hat als Bezugsland einen der 15 Staaten der ehemaligen Sowjetunion (insbesondere die Russische Föderation und Kasachstan). Bezogen auf die Gesamtbevölkerung des Bezirkes Bergdorf haben elf Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner einen russischen Migrationshintergrund. Die meisten von ihnen wohnen – wie die aus Polen stammenden Menschen – in Neuallermöhe und Lohbrügge (zusammen rund 10 700 Personen).

Viele Menschen mit afghanischem Migrationshintergrund leben in Billstedt, Rahlstedt, Jenfeld und Neuallermöhe (zusammen rund 11 200 Menschen). In Billstedt wohnt zudem ein großer Anteil Personen mit Bezug zu Ghana und in Rahlstedt leben viele Menschen mit iranischem Migrationshintergrund. Hamburgerinnen und Hamburger mit portugiesischem und italienischem Migrationshintergrund leben bevorzugt in Wilhelmsburg.

Durch den Flüchtlingsstrom im letzten Jahr sind in Hamburg andere Länder als Bezugsländer in den Fokus gerückt. So wurden Ende 2015 deutlich mehr Menschen mit syrischem, irakischem, kosovarischem, rumänischem, bulgarischem und afghanischem Migrationshintergrund ermittelt, als noch Ende 2014. Diese Auswertungen beziehen sich allerdings ausschließlich auf Personen, die am 31.12.2015 im Hamburger Melderegister registriert waren.

Methodische Anmerkungen:
Zu der Bevölkerung mit Migrationshintergrund gehören die ausländische Bevölkerung sowie alle ab 1950 von außerhalb Deutschlands Zugewanderten unabhängig von ihrer Nationalität. Dazu zählen auch die in Deutschland geborenen eingebürgerten früheren Ausländerinnen und Ausländer sowie in Deutschland geborene Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus der Migrationserfahrung der Eltern oder eines Elternteils ableitet. Außerdem gehören zu dieser Gruppe seit 2000 auch die (deutschen) Kinder ausländischer Eltern, die die Bedingungen für das sogenannte Optionsmodell erfüllen. Nicht zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund zählen Vertriebene und Flüchtlinge in Folge des Zweiten Weltkriegs.

Bei den hier dargestellten Befunden zur Anzahl und Herkunft der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Hamburg handelt es sich nicht um statistische Ergebnisse im Sinne einer Erhebung, sondern um Schätzungen aufgrund eigener statistischer Berechnungen. Sie beruhen auf einem anonymisierten Melderegisterabzug vom 31.12.2015. Die lediglich bei ihrer Reederei gemeldeten Seeleute und Binnenschiffer wurden ebenso wie die am Nebenwohnsitz gemeldeten Personen nicht einbezogen.

Trotz einiger methodisch bedingter Einschränkungen ermöglicht das standardisierte Verfahren MigraPro – ein Gemeinschaftsprojekt des KOSIS-Verbunds im Rahmen der deutschen Städtestatistik – eine realitätsnahe Beschreibung der Anzahl und Bezugsländer der Bevölkerung mit Migrationshintergrund.

Kontakt:
Alice Mannigel
Telefon: 040 42831-1847
E-Mail: Pressestelle(at)statistik-nord(dot)de 

Fachliche Ansprechpartnerin:
Annett Jackisch
Telefon: 040 42831-1755
E-Mail: annett.jackisch(at)statistik-nord(dot)de 

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