Trend zu kleineren Haushalten und weniger Kindern setzt sich fort

Statistik informiert ... Nr. II/2012 SPEZIAL

Ende Januar 2012 lebten rund 1 780 000 Personen in 985 000 Privathaushalten in Hamburg, das sind durchschnittlich 1,8 Mitglieder pro Haushalt. Die Ergebnisse stammen aus einer Sonderauswertung des Melderegisters zur Anzahl und Struktur der Haushalte, die das Statistikamt Nord nun zum dritten Mal in Folge durchgeführt hat und die auch eine Auswertung auf Stadtteilebene erlaubt.

Über die Hälfte aller Haushalte sind demnach Einpersonenhaushalte, in einem Viertel der Haushalte leben zwei Personen, zehn Prozent sind Dreipersonenhaushalte und aus vier oder mehr Personen bestehen ebenfalls zehn Prozent der Haushalte. Von allen Hamburgerinnen und Hamburgern leben rund 30 Prozent allein, weitere 30 Prozent leben in Zweipersonenhaushalten zusammen, 17 Prozent in Dreipersonenhaushalten und ein Viertel der Bevölkerung bildet mit vier und mehr Personen einen gemeinsamen Haushalt. Der Vergleich der Haushaltestruktur mit den Ergebnissen des Vorjahres zeigt nur geringfügige Veränderungen, der Trend zu kleineren Haushalten und zu Single-Haushalten hält in der Großstadt Hamburg weiter an.

Tabelle: siehe PDF-Dokument

Im Vergleich der Bezirke ergibt sich mit 63 Prozent die höchste Dichte an Einpersonenhaushalten in Hamburg-Nord. Alle Stadtteile dieses Bezirks – mit Ausnahme von Langenhorn – liegen über dem Hamburger Durchschnitt der Einpersonenhaushalte (53,6 Prozent). Auf Ebene der Stadtteile können für Hammerbrook, Kleiner Grasbrook, Hamburg-Altstadt und Barmbek-Nord die höchsten Anteile an Einpersonenhaushalten verzeichnet werden. In mehr als 70 Prozent der Haushalte lebt hier eine einzelne Person. Die absolut meisten Einpersonenhaushalte gibt es in den fünf großen Stadtteilen Eimsbüttel, Winterhude, Barmbek-Nord, Rahlstedt und Hamm; In ihnen findet sich mit zusammen rund 100 000 bereits ein Fünftel aller Hamburger Einpersonenhaushalte.

Vergleichsweise wenige Einpersonenhaushalte gibt es dagegen in weiten Teilen des Bezirks Bergedorf. Bezirksweit liegt die Quote der Einpersonenhaushalte hier bei 41 Prozent. Die niedrigsten Anteile an Einpersonenhaushalten sind in vielen Stadtteilen der Vier- und Marschlande zu finden: In Neuallermöhe, Spadenland, Kirchwerder, Altengamme, Tatenberg und Neuengamme bestehen weniger als ein Drittel der Haushalte aus nur einer Person. Weitere Stadtteile mit für Hamburger Verhältnisse deutlich unterdurchschnittlichem Anteil an Alleinlebenden liegen im Norden der Stadt im Bezirk Wandsbek: in Lemsahl-Mellingstedt (26,3 Prozent), Duvenstedt (28,3 Prozent) und Wohldorf-Ohlstedt (29,5 Prozent).

Unterschiede können ebenfalls bei der Betrachtung der Altersstruktur der Alleinlebenden im innerstädtischen Vergleich festgestellt werden. Während im Bezirk Wandsbek fast ein Drittel der Alleinlebenden über 64 Jahre alt ist, sind es in den Bezirken Mitte und Nord nur ein Fünftel. Besonders hoch ist dieser Anteil mit jeweils rund 45 Prozent in den Stadtteilen Poppenbüttel, Rissen, Marmstorf und Volksdorf. Demgegenüber haben die Senioren in den Stadtteilen Kleiner Grasbrook, Hammerbrook, Sternschanze, Veddel und HafenCity nur einen einstelligen Anteil an den Einpersonenhaushalten. Verallgemeinernd kann festgehalten werden, dass ältere Alleinlebende eher am Stadtrand wohnen, während die jüngeren, also die typischen Singles, zentrale Stadtgebiete bevorzugen. Große Unterschiede können zudem bei der Verteilung der Geschlechter verzeichnet werden. Neben den typisch alleinlebenden Seniorinnen leben in der Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen fast 40 Prozent der Männer in Hamburg in einem Einpersonenhaushalt, während dies nur auf 27 Prozent der Frauen dieser Altersgruppe zutrifft.

Lebte 1980 noch in jedem vierten Haushalt mindestens ein Kind unter 18 Jahren, so beträgt dieser Anteil Anfang 2012 nur noch 17,4 Prozent. Zudem sind die Kinderhaushalte stark ungleichmäßig über das Hamburger Stadtgebiet verteilt. Hochburg dieses Haushaltstyps ist mit einem Anteil von fast 37,5 Prozent der Stadtteil Neuallermöhe. Die anderen Stadtteile folgen mit weitem Abstand, lediglich noch in Duvenstedt leben in mehr als jedem dritten Haushalt Kinder. Demgegenüber können für die innerstädtischen Gebiete nur sehr wenige Haushalte mit Kindern verzeichnet werden: In Hammerbrook, Kleiner Grasbrook, Borgfelde, Hamburg-Altstadt, St. Georg, Barmbek-Nord und -Süd liegen die Kinderhaushalts-Quoten im einstelligen Prozentbereich. Die absolut meisten Haushalte mit Kindern werden in den stark besiedelten Stadtteilen Rahlstedt, Billstedt, Wilhelmsburg, Bramfeld und Eimsbüttel gezählt – gemeinsam sind es fast ein Fünftel aller Kinderhaushalte Hamburgs.

73 Prozent der Kinder in Hamburg wachsen in traditionellen Strukturen auf – Haushalt mit einem (Ehe-)Paar und Kind(ern) – und 27 Prozent mit nur einem Erwachsenen. Damit leben über 74 000 Hamburger Kinder in einem Alleinerziehenden-Haushalt, das sind rund 1 400 Kinder mehr als im letzten Jahr. Während im Bezirk Mitte fast ein Drittel der Kinder bei Alleinerziehenden lebt, ist es in den Bezirken Wandsbek und Bergedorf nur ein Viertel. Die höchsten Anteile an Alleinerziehenden-Haushalten finden sich in Dulsberg, Sternschanze, St. Pauli, Barmbek-Nord und -Süd. Hier lebt in über 40 Prozent aller Haushalte mit Kindern nur ein alleinerziehender Elternteil beziehungsweise Erwachsener1. In den Elbvororten Groß Flottbek, Othmarschen und Nienstedten sowie in Sasel, Lemsahl-Mellingstedt und Wellingsbüttel im Norden Hamburgs wohnen demgegenüber anteilig wenig Alleinerziehende. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Alleinerziehenden in Hamburg um über 1 000 Haushalte an, die größte Steigerung wurde im Stadtteil Billstedt verzeichnet.

Methodische Anmerkungen

Bei den hier dargestellten Befunden zu Anzahl und Struktur der Haushalte in Hamburg handelt es sich nicht um statistische Ergebnisse im Sinne einer Erhebung, sondern um rechnerisch ermittelte Schätzungen, bei denen Personen nach bestimmten Regeln Haushalten zugeordnet werden. Datengrundlage dieser Schätzungen ist ein anonymisierter Melderegisterabzug vom 28. Januar 2012. Nicht weiter betrachtet und aus den Berechnungen ausgeschlossen werden die lediglich bei ihrer Reederei gemeldeten Seeleute und Binnenschiffer sowie rund 19 000 Personen in Gemeinschaftsunterkünften, da es sich hierbei nicht um Privathaushalte handelt; diese wurden über Adresslisten ausgeschlossen. Personen, die mit Nebenwohnsitz gemeldet sind, wurden dagegen in die Analyse mit einbezogen.

Im Melderegister werden Hinweise über Ehepaar- und Eltern/Kind-Beziehungen geführt. Darüber hinaus lassen sich aus bestimmten Personenmerkmalen Indizien für das Zusammenleben mehrerer Personen in einem Haushalt ableiten. Neben gleicher Wohnadresse gehören hierzu Namensgleichheiten, gleiche frühere Wohnungen, gleiche Datumsangaben über den Einzug in die jetzige Wohnung sowie Angaben über Alter, Geschlecht und Familienstand.

Das standardisierte Verfahren HHGen der deutschen Städtestatistik (KOSIS-Verbund) ermöglicht – trotz einiger Unschärfen im Verfahren – eine realitätsnahe Beschreibung der Anzahl und der Struktur von Haushalten. Dies bestätigt ein Abgleich der hier vorgestellten Zahlen mit den Ergebnissen des Mikrozensus.

Die Haushaltegenerierung wird jährlich im Rahmen eines Sozialmonitors im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt durchgeführt. Das Sozialmonitoring stellt ein zentrales Steuerungsinstrument des vom Senat beschlossenen Rahmenprogramms Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) dar. Damit verbunden ist eine Bereitstellung von Daten und Indikatoren zur sozialen Situation und zur Bevölkerungsstruktur auf kleinräumiger Ebene. Die verbesserten Datengrundlagen sind sowohl die Voraussetzung für eine differenzierte Stadtbeobachtung als auch eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Stadtteilentwicklung und Planung auf der sozialräumlichen Ebene.

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1  Die hohe Quote im Kleinen Grasbrook – siehe Tabelle – bildet aufgrund geringer Fallzahlen eine Ausnahme.

Tabelle: siehe PDF-Dokument

Ansprechpartnerin:

Annett Jackisch
Telefon: 040 42831-1755
E-Mail: annett.jackisch(at)statistik-nord(dot)de

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