Fast ein Drittel aller Hamburgerinnen und Hamburger hat einen Migrationshintergrund

Statistik informiert ... SPEZIAL Nr. III/2015

Ende 2014 haben rund 570 000 Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg gelebt. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind das knapp 32 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner. Das geht aus einer Sonderauswertung des Melderegisters hervor, die das Statistikamt Nord jährlich durchführt. Die Ergebnisse liegen auch nach Bezirken und Stadtteilen differenziert vor.

Gegenüber 2009 stieg die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg um rund 80 000. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung erhöhte sich in diesem Zeitraum um drei Prozentpunkte.

Große regionale Unterschiede
Fast ein Viertel aller Hamburgerinnen und Hamburger mit Migrationshintergrund lebt in Hamburg-Mitte; ihr Anteil an der Bevölkerung liegt dort bei 47 Prozent. Ebenso wohnen im Bezirk Harburg anteilig viele Menschen mit Migrationshintergrund (40 Prozent). In den Bezirken Hamburg-Nord, Eimsbüttel und Wandsbek liegt die Quote dagegen mit rund 25 Prozent unter dem Durchschnitt. Die Bezirke Altona und Bergedorf weisen in etwa den Wert für Hamburg auf.

Auch zwischen den Stadtteilen gibt es große Unterschiede (siehe Tabelle auf Seite 4): Während in Billstedt, Wilhelmsburg und Rahlstedt die absolut meisten Personen mit Migrationshintergrund wohnen, finden sich die höchsten Anteile an der Bevölkerung in Billbrook, auf der Veddel (jeweils über 70 Prozent) sowie in Neuallermöhe (63 Prozent). Anteilig wenige Personen mit Migrationshintergrund leben dagegen in den Stadtteilen der Vier- und Marschlande, wo sie deutlich weniger als zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen (siehe Karte auf Seite 6).

Seit Ende 2009 stieg der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Billbrook von 65 auf 74 Prozent an, auf der Veddel blieb er dagegen in diesem Zeitraum stabil bei rund 70 Prozent.

Verteilung innerhalb der Altersgruppen unterschiedlich
Generell ist der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in den jüngeren Altersgruppen höher als in den älteren. Knapp 48 Prozent der unter 18-jährigen Hamburgerinnen und Hamburger haben einen Migrationshintergrund, aber nur 17 Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen über 65 Jahre. Allerdings ist dies regional unterschiedlich ausgeprägt: Im Bezirk Hamburg-Mitte haben fast 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren einen Migrationshintergrund, in Billbrook und auf der Veddel sind es sogar über 90 Prozent. Dagegen liegt die Quote in den Bezirken Eimsbüttel und Hamburg-Nord bei nur 38 Prozent.

Hohe Zuwachsraten an Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund gab es in Billstedt, wo sich der Anteil seit 2009 von 68 auf 73 Prozent erhöhte, sowie in Lurup, wo er in diesem Zeitraum von 57 auf 63 Prozent stieg.

Türkei und Polen häufigste Bezugsländer
Die in Hamburg lebenden Menschen mit Migrationshintergrund kommen aus fast allen Ländern der Welt. Die mit Abstand häufigsten Bezugsländer sind die Türkei und Polen mit 16 beziehungsweise 13 Prozent. Die Anzahl der Menschen mit türkischen Wurzeln liegt seit sechs Jahren konstant bei rund 93 000. Besonders viele von ihnen wohnen in Hamburg-Mitte (24 Prozent der dortigen Bevölkerung mit Migrationshintergrund). In Wilhelmsburg stammen über 11 000 Menschen aus der Türkei (37 Prozent der dortigen Bevölkerung mit Migrationshintergrund). Zentrum der aus Polen stammenden Bevölkerung ist der Bezirk Bergedorf; dort ist fast jede vierte Person mit Migrationshintergrund polnischer Herkunft. Ein Großteil der Menschen mit polnischen Wurzeln wohnt in den Stadtteilen Neuallermöhe und Lohbrügge (zusammen rund 6 600 Personen).

Der Bezirk Bergedorf ist außerdem eine Hochburg der russischstämmigen Bevölkerung in Hamburg: Jeder dritte Bergedorfer beziehungsweise jede dritte Bergedorferin mit Migrationshintergrund hat als Bezugsland einen der 15 Staaten der ehemaligen Sowjetunion (insbesondere die Russische Föderation und Kasachstan). Bezogen auf die Gesamtbevölkerung des Bezirkes Bergdorf haben elf Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner einen Migrationshintergrund mit dem Bezugsland Russland. Die meisten von ihnen wohnen – wie die aus Polen stammenden Menschen – in Neuallermöhe und Lohbrügge (zusammen rund 10 700 Personen).

Weitere häufige Bezugsländer in Hamburg sind (in dieser Reihenfolge) Afghanistan, Iran, Portugal, Ghana, Italien, Griechenland und Rumänien. Viele Menschen mit afghanischem Migrationshintergrund leben in Billstedt, Rahlstedt, Jenfeld und Neuallermöhe (zusammen rund 10 700 Menschen). Im Billstedt wohnt zudem ein großer Anteil Personen mit Bezug zu Ghana und Griechenland und in Rahlstedt leben viele Menschen mit iranischem Migrationshintergrund. Besonders viele Hamburgerinnen und Hamburger mit portugiesischem und italienischem Migrationshintergrund leben in Wilhelmsburg.

In den letzten Jahren sind in Hamburg auch andere Länder als Bezugsländer in den Fokus gerückt. So wurden im vergangenen Jahr deutlich mehr Menschen mit serbischem, kosovarischem, syrischem, bulgarischem und rumänischem Migrationshintergrund als 2009 ermittelt. Der aktuelle Flüchtlingsstrom wird sich frühestens in der Folgeauswertung zum Stichtag 31.12.2015 niederschlagen.

Methodische Anmerkungen:
Zu der Bevölkerung mit Migrationshintergrund gehören die ausländische Bevölkerung sowie alle ab 1950 von außerhalb Deutschlands Zugewanderten unabhängig von ihrer Nationalität. Dazu zählen auch die in Deutschland geborenen eingebürgerten früheren Ausländerinnen und Ausländer sowie in Deutschland geborene Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus der Migrationserfahrung der Eltern oder eines Elternteils ableitet. Außerdem gehören zu dieser Gruppe seit 2000 auch die (deutschen) Kinder ausländischer Eltern, die die Bedingungen für das Optionsmodell erfüllen. Nicht zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund zählen Vertriebene und Flüchtlinge in Folge des Zweiten Weltkriegs.

Bei den hier dargestellten Befunden zur Anzahl und Herkunft der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Hamburg handelt es sich nicht um statistische Ergebnisse im Sinne einer Erhebung, sondern um Schätzungen aufgrund eigener statistischer Berechnungen. Sie beruhen auf einem anonymisierten Melderegisterabzug vom 31.12.2014. Die lediglich bei ihrer Reederei gemeldeten Seeleute und Binnenschiffer wurden ebenso wie die am Nebenwohnsitz gemeldeten Personen nicht einbezogen.

Trotz einiger methodisch bedingter Einschränkungen ermöglicht das standardisierte Verfahren MigraPro – ein Gemeinschaftsprojekt des KOSIS-Verbunds im Rahmen der deutschen Städtestatistik – eine realitätsnahe Beschreibung der Anzahl und Bezugsländer der Bevölkerung mit Migrationshintergrund.

Tabelle und Karte: siehe PDF-Dokument

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