Mehr als ein Drittel aller Hamburgerinnen und Hamburger hat einen Migrationshintergrund

Statistik informiert … SPEZIAL Nr. III/2018

Ende 2017 haben über 650 000 Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg gelebt. Be­zogen auf die Gesamtbevölkerung sind das 35 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner. Etwa die Hälfte der Menschen mit Migrationshintergrund besitzt die deutsche Staatsbürger­schaft. Das geht aus einer Sonderauswertung des Melderegisters hervor, die das Statistik­amt Nord jährlich durchführt.

Gegenüber 2009 stieg die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg um fast 170 000 Personen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung erhöhte sich in diesem Zeitraum von rund 28 auf 35 Prozent.

Große regionale Unterschiede
22 Prozent aller Hamburgerinnen und Hamburger mit Migrationshintergrund leben im Bezirk Hamburg-Mitte; ihr Anteil an der Bevölkerung liegt dort bei fast 50 Prozent. Ebenso wohnen im Bezirk Harburg überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationshintergrund (45 Prozent). In den Bezirken Hamburg-Nord, Eimsbüttel und Wandsbek sind die Quoten da­gegen mit 27 bis 31 Prozent niedriger. Die Bezirke Altona und Bergedorf entsprechen in etwa dem Hamburger Durchschnitt (siehe Tabelle ab Seite 5).

Auch zwischen den Stadtteilen gibt es große Unterschiede: Während in Billstedt, Wilhelms­burg und Rahlstedt die absolut meisten Personen mit Migrationshintergrund wohnen, finden sich die höchsten Anteile an der Bevölkerung in Billbrook (85 Prozent), in Billwerder (73 Prozent) sowie auf der Veddel (72 Prozent). Anteilig wenige Personen mit Migrationshin­tergrund leben dagegen in den Stadtteilen der Vier- und Marschlande, wo sie weniger als 15 Prozent der Bevölkerung ausmachen (siehe Karte Seite 7).

In Billbrook stieg der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund seit Ende 2009 von 65 auf 85 Prozent an, auf der Veddel blieb er dagegen in diesem Zeitraum annähernd stabil bei rund 70 Prozent.

Verteilung innerhalb der Altersgruppen unterschiedlich
Generell ist der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in den jün­geren Altersgruppen höher als in den älteren. Die Hälfte der unter 18-jährigen Hamburgerinnen und Hamburger hat einen Migrationshintergrund. Von den Menschen über 65 Jahren sind es dagegen nur 19 Prozent (Männer) bzw. 16 Prozent (Frauen).

Die Verteilung innerhalb der Altersgruppen ist auch regional unterschiedlich ausgeprägt: Im Bezirk Hamburg-Mitte haben 72 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren einen Migrationshintergrund, in Billbrook und auf der Veddel sind es sogar über 90 Prozent. Dage­gen liegt die Quote in den Bezirken Eimsbüttel und Hamburg-Nord bei 41 bzw. 42 Prozent.

Türkei und Polen häufigste Bezugsländer
Die in Hamburg lebenden Menschen mit Migrationshintergrund kommen aus fast allen Län­dern der Welt. Die mit Abstand häufigsten Bezugsländer sind die Türkei und Polen mit einem Anteil von 14 bzw. zwölf Prozent an der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Die Anzahl der Menschen mit türkischen Wurzeln lag seit Jahren konstant bei rund 93 000, im Jahr 2017 ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Besonders viele dieser Menschen wohnen in Hamburg-Mitte (22 Prozent der dortigen Bevölkerung mit Migrationshintergrund). In Wilhelmsburg stammen über 11 000 Menschen aus der Türkei (35 Prozent der dortigen Bevölkerung mit Migrations­hintergrund). Zentrum der aus Polen stammenden Bevölkerung ist der Bezirk Bergedorf; dort ist jeder Fünfte mit Migrationshintergrund polnischer Herkunft. Ein Großteil der Bevölkerung mit polnischen Wurzeln wohnt dort in den Stadtteilen Neuallermöhe, Lohbrügge und Bergedorf (zusammen rund 8 700 Personen).

Weiterhin haben 28 Prozent der Bergedorfer Bevölkerung mit Migrationshintergrund einen der 15 Staaten der ehemaligen Sowjetunion als Bezugsland (insbesondere die Russische Föde­ration und Kasachstan). Bezogen auf die Gesamtbevölkerung des Bezirkes Bergedorf sind dies elf Prozent. Die meisten dieser Menschen wohnen – wie die aus Polen stammenden Menschen – in Neuallermöhe, Lohbrügge und Bergedorf (zusammen rund 13 300 Personen).

Die Altersstruktur und Geschlechterverteilung der Bevölkerung ist je nach Bezugsland sehr unterschiedlich (siehe Tabelle Seite 3). Rund ein Drittel der Menschen mit Bezugsland Ghana, Syrien und Mazedonien sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren; bei den Bezugsländern Iran und Griechenland sind dies nur 17 Prozent. Die meisten Erwerbsfähigen (18 bis 64 Jahre) finden sich unter den Menschen mit rumänischem und bulga­rischem Migrations­hintergrund. Die Bevölkerung mit syrischem Migrationshintergrund ist zu zwei Dritteln männ­lich, die mit ukrainischen und russischen Wurzeln überwiegend weiblich. Menschen mit den Bezugsländern Kasachstan oder Russische Föderation sind zum größten Teil Deutsche mit Migrationshintergrund. Die Menschen mit syrischem Migrationshintergrund sind dagegen zu über 90 Prozent syrische Staatsangehörige.

Durch den Flüchtlingszustrom in den letzten Jahren sind in Hamburg andere Länder als Be­zugsländer in den Fokus gerückt. So wurden Ende 2017 deutlich mehr Menschen mit syri­schem, afghanischem, rumänischem, irakischem, eritreischem und somalischem Migrations­hintergrund ermittelt, als noch Ende 2014. Diese Auswertungen beziehen sich allerdings aus­schließlich auf Personen, die im Hamburger Melderegister registriert waren.


Methodische Anmerkungen:
Zu der Bevölkerung mit Migrationshintergrund gehören die ausländische Bevölkerung sowie alle ab 1950 von außerhalb Deutschlands Zugewan­derten unabhängig von ihrer Nationalität. Dazu zählen auch die in Deutsch­land geborenen eingebürgerten früheren Ausländerinnen und Ausländer sowie in Deutschland geborene Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus der Migrations­erfahrung der Eltern oder eines Elternteils ableitet. Außerdem gehören zu dieser Gruppe seit 2000 auch die (deutschen) Kinder ausländischer Eltern, die die Bedingungen für das soge­nannte Optionsmodell erfüllen. Nicht zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund zählen Ver­triebene und Flüchtlinge in Folge des Zweiten Weltkriegs.

Bei den hier dargestellten Befunden zur Anzahl und Herkunft der Bevölke­rung mit Migrations­hintergrund in Hamburg handelt es sich nicht um statis­tische Ergebnisse im Sinne einer Erhe­bung, sondern um Schätzungen aufgrund eigener statistischer Berechnungen. Sie beruhen auf einem anonymisierten Melderegisterabzug vom 31.12.2017. Die lediglich bei ihrer Reede­rei gemeldeten Seeleute und Binnenschiffer wurden ebenso wie die am Nebenwohnsitz ge­meldeten Personen nicht einbezogen.

Trotz einiger methodisch bedingter Einschränkungen ermöglicht das stan­dardisierte Verfahren MigraPro – ein Gemeinschaftsprojekt des KOSIS-Verbunds im Rahmen der deutschen Städ­testatistik – eine realitätsnahe Beschreibung der Anzahl und Bezugsländer der Bevölkerung mit Migrations­hintergrund.

Tabellen und Karte: siehe PDF-Dokument

 

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