Mehr Unternehmenspleiten in Hamburg, aber Rückgang der Verbraucherinsolvenzen in beiden Ländern

Statistik informiert ... Nr. 83/2008

In der ersten Hälfte 2008 sind in Hamburg 294 Anträge auf Unternehmensinsolvenzen registriert worden. Das sind 31 Anträge oder zwölf Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2007, so das Statistikamt Nord. Damit wurde der in der Hansestadt seit Anfang 2004 zu beobachtende Trend deutlich sinkender Insolvenzzahlen zum zweiten Mal unterbrochen. Die voraussichtliche Höhe der Forderungen der Gläubiger - und damit der potenzielle wirtschaftliche Schaden - stieg von 138 Mio. auf 253 Mio. Euro. Die durchschnittliche Forderungshöhe je Insolvenzfall nahm auf knapp 0,9 Mio. Euro zu. 1 004 Beschäftigte waren betroffen; das sind deutlich mehr als noch im ersten Halbjahr 2007, damals hatte 654 Personen der Verlust des Arbeitsplatzes gedroht. Damit waren in den ersten sechs Monaten 2008 nicht nur mehr, sondern - gemessen an den Indikatoren durchschnittliche Anzahl der betroffenen Beschäftigten und durchschnittliche Forderungshöhe - auch vergleichsweise größere Unternehmen von Firmenpleiten betroffen.

Von Unternehmensinsolvenzen am stärksten betroffener Wirtschaftszweig war der Bereich "Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen" mit 69 Pleiten, gefolgt vom Baugewerbe mit 39. Für den Wirtschaftsbereich "freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen", der zum Beispiel Rechts- und Steuerberatungen oder Architektur- und Ingenieurbüros umfasst, wurden 35 Insolvenzen registriert.

Verbraucherinsolvenzverfahren eröffnen auch privaten Schuldnerinnen und Schuldnern die Möglichkeit einer Restschuldbefreiung. Die Anzahl der entsprechenden Insolvenzanträge nahm in der Hansestadt erstmals seit der Einführung dieser Entschuldungsmöglichkeit ab, und zwar um elf Prozent. Waren im ersten Halbjahr 2007 noch 1 492 Anträge auf Verbraucherinsolvenz gemeldet worden, so entschied das Hamburger Insolvenzgericht in den ersten sechs Monaten dieses Jahres lediglich über 1 322 Anträge. Die Summe der voraussichtlichen Forderungen gegenüber Verbrauchern lag bei knapp 51 Mio. Euro. Pro Insolvenzfall ergibt sich eine durchschnittliche Forderungshöhe von gut 38 000 Euro. Dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem ersten Halbjahr 2007 um rund 7 000 Euro.

In Schleswig-Holstein hat sich der seit 2005 zu beobachtende Trend rückläufiger Unternehmensinsolvenzen ebenfalls nicht fortgesetzt. Allerdings meldeten die Insolvenzgerichte mit 565 Firmenpleiten lediglich drei mehr als im ersten Halbjahr 2007, was einer Zunahme um 0,5 Prozent entspricht. Der potenzielle wirtschaftliche Schaden durch schleswig-holsteinische Unternehmensinsolvenzen stieg von 177 auf 217 Mio. Euro. Damit lag die durchschnittliche Forderungshöhe je Unternehmensinsolvenz bei knapp 0,4 Mio. Euro; in den ersten sechs Monaten des Vorjahres waren es 0,3 Mio. Euro gewesen. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten sank dagegen von 2 313 auf 1 938.

Mit 124 Pleiten wurde mehr als jede fünfte Insolvenz von einem Unternehmen aus dem Wirtschaftsbereich "Baugewerbe" gemeldet. Weitere 109 Insolvenzanträge betrafen den Wirtschaftszweig "Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen". Für den Wirtschaftszweig "freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen" waren 62 Insolvenzen zu verzeichnen. Davon entfielen beispielsweise 13 auf Ingenieurbüros, elf auf Unternehmensberatungen und neun auf Werbeagenturen.

Während im ersten Halbjahr 2007 noch 2 328 Verbraucherinsolvenzen gezählt worden waren, lagen bis Ende Juni 2008 nur 2 061 entschiedene Anträge vor. Zum ersten Mal seit der Einführung dieser Entschuldungsmöglichkeit sind die schleswig-holsteinischen Fallzahlen gesunken, und zwar wie in Hamburg um elf Prozent. Die voraussichtlichen Forderungen gegenüber Verbrauchern betrugen 110 Mio. Euro. Die mögliche Schadenshöhe je Verbraucherinsolvenz lag bei knapp 54 000 Euro, was einem Rückgang um fast 3 000 Euro gegenüber dem ersten Halbjahr 2007 entspricht.

Weitere Angaben - für Schleswig-Holstein auch auf Kreisebene - stehen im Internet zur Verfügung.

Ansprechpartnerin:

Dr. Margarete Haberhauer
Telefon: 0431 6895-9252
E-Mail: margarete.haberhauer(at)statistik-nord(dot)de

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