Mehr Unternehmensinsolvenzen im Norden

Statistik informiert ... Nr. 90/2010

Im ersten Halbjahr 2010 sind in Hamburg 412 Anträge auf Unternehmensinsolvenz registriert worden. Das sind 23 Fälle oder knapp sechs Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2009, so das Statistikamt Nord. Zum Vergleich: Im Bundesgebiet nahmen die Unternehmensinsolvenzen von Januar bis Mai um fast drei Prozent zu.

Die voraussichtliche Höhe der Forderungen der Gläubiger – und damit der potentielle wirtschaftliche Schaden – stieg von 208 Mio. Euro auf 396 Mio. Euro. Die durchschnittliche Forderungshöhe je Insolvenzfall erhöhte sich beträchtlich – von 534 000 Euro im ersten Halbjahr 2009 auf jetzt rund 961 000 Euro. Mit 1 531 Beschäftigten waren in den ersten sechs Monaten 2010 außerdem knapp ein Viertel mehr Arbeitnehmer von einem drohenden Verlust des Arbeitsplatzes betroffen als noch im gleichen Zeitraum des Vorjahres 2009 mit 1 241 Beschäftigten.

Schließt man von der „durchschnittlichen Forderungshöhe“ und „durchschnittlichen Zahl der betroffenen Arbeitnehmer“ auf die Unternehmensgröße, waren im ersten Halbjahr 2010 in der Hansestadt nicht nur mehr, sondern auch größere Unternehmen von Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung betroffen. So mussten fünf Unternehmen mit jeweils mindestens 25 Mio. Euro Verbindlichkeiten den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Betrachtet man das Unternehmensalter, zeigt sich, dass der Anteil älterer insolventer Unternehmen gestiegen ist – fast jedes zweite von Insolvenz betroffene Unternehmen existierte bereits seit mindestens acht Jahren.

Der von Unternehmensinsolvenzen am stärksten betroffene Wirtschaftszweig war wiederum der Bereich „Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kfz)“ mit 84 Fällen. 64 Insolvenzen entfielen auf den Wirtschaftsbereich „Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“ (mit beispielsweise 16 Werbeagenturen). Im Baugewerbe wurden 56 Anträge registriert.

Im ersten Halbjahr 2010 sind in Schleswig-Holstein 647 Anträge auf Unternehmensinsolvenz gemeldet worden, 35 mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Dies entspricht einer Zunahme um knapp sechs Prozent. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten sank dagegen um fast 200 Personen. Waren im ersten Halbjahr 2009 noch 3 111 Personen vom Verlust ihrer Arbeitsplätze bedroht, lag diese Zahl jetzt bei 2 915.

Der potentielle wirtschaftliche Schaden durch schleswig-holsteinische Unternehmensinsolvenzen nahm zu, und zwar von 261 Mio. Euro auf 292 Mio. Euro. Dadurch stieg die durchschnittliche Forderungshöhe je Insolvenz von 426 000 Euro auf 451 000 Euro. Die Altersstruktur der insolventen Unternehmen hat sich kaum geändert, rund 40 Prozent der insolventen Unternehmen bestanden zum Zeitpunkt der Antragstellung seit mindestens acht Jahren.

Der Wirtschaftsbereich „Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kfz)“ war mit 146 Fällen am häufigsten von Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung betroffen. Zwölf dieser Anträge und damit doppelt so viele wie im ersten Halbjahr 2009 stammten von Unternehmen mit dem Schwerpunkt „Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“. Weitere 110 Insolvenzanträge wurden von Unternehmen gestellt, die zum Baugewerbe gehören. Im Wirtschaftsbereich “Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“ wurden 61 Anträge registriert, 15 dieser Anträge wurden von Ingenieurbüros eingereicht.

Regional entwickelte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen unterschiedlich. In den kreisfreien Städten sank die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um durchschnittlich sechs Prozent; lediglich für Lübeck ist ein geringer Anstieg um gut zwei Prozent zu verzeichnen. In den Kreisen nahm die Zahl der Anträge dagegen um knapp zehn Prozent zu. Besonders auffällig ist ein deutlicher Zuwachs im Kreis Plön. Dort wurde mit 24 Unternehmensinsolvenzen bereits nach einem halben Jahr die Gesamtzahl des Jahres 2009 überschritten.

Weitere Angaben – für Schleswig-Holstein auch auf Kreisebene – sind im Internet zu finden.

Ansprechpartnerin:

Dr. Margarete Haberhauer
Telefon: 0431 6895-9252
E-Mail: margarete.haberhauer(at)statistik-nord(dot)de

 

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