Ältere Männer mit überdurchschnittlicher Wahlbeteiligung

Statistik informiert … SPEZIAL Nr. III/2019

Bei der Europawahl am 26. Mai 2019 in Hamburg betrug die durchschnittliche Wahlbeteiligung 61,9 Prozent. Überdurchschnittlich häufig beteiligten sich Männer ab 70 Jahren an der Wahl (66,9 Prozent), während die unter 25-jährigen Männer verhältnismäßig selten wählen gingen (55,3 Prozent), so das Statistikamt Nord.

Im Vergleich zur letzten Europawahl im Jahr 2014 stieg die Wahlbeteiligung in allen Alters­gruppen deutlich an. Insbesondere bei den jüngeren Jahrgängen gab es deutliche Zuwächse. So stieg die Wahlbeteiligung bei den 18‑ bis 24‑Jährigen verglichen mit der Vorwahl um 27,2 Prozentpunkte (Frauen) bzw. 22,9 Prozentpunkte (Männer) an.

Wahlverhalten nach Alter und Geschlecht
Die SPD erhält den größten Zuspruch in der obersten Altersgruppe. Bei den 70‑Jährigen und Älteren liegt ihr Anteil bei 36,7 Prozent. Bei den unter 35‑Jährigen liegt dieser Wert bei gut elf Prozent. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede variieren bei den Stimmanteilen für die Sozialdemokraten nur marginal. Im Vergleich zur Europawahl 2014 ist der Stimmenanteil für die SPD in allen Altersgruppen gesunken.

Die CDU schneidet bei Seniorinnen und Senioren deutlich besser ab als bei den jüngeren Wählerinnen und Wählern: 34,7 Prozent der 70‑Jährigen und Älteren haben sich bei der Eu­ropawahl für die CDU entschieden. Bei den Frauen dieser Altersgruppe beträgt der Anteil so­gar 35,2 Prozent. In den anderen Altersgruppen liegt die Zustimmung zwischen rund 5,9 Pro­zent (bei den 18‑ bis 24‑Jährigen) und 20,3 Prozent (bei den 60‑ bis 69‑Jährigen). Allerdings verzeichnete die CDU bei den jüngeren Wählerinnen und Wählern mit minus 15,7 Prozent­punkten die größten Verluste gegenüber der Europawahl 2014.

Große Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es bei den Ergebnissen der GRÜNEN: Fast die Hälfte (48,9 Prozent) der jungen Frauen unter 25 Jahren haben sie gewählt. Bei den Männern dieser Altersgruppe war es dagegen rund jeder Dritte (35,1 Prozent). Die GRÜNEN sind bei den unter 70‑Jährigen insgesamt die stärkste Partei. Gegenüber der Vorwahl gewinnt die Partei in allen Altersgruppen Stimmenanteile hinzu.

Bei der Partei DIE LINKE fällt die vergleichsweise geringe Zustimmung der 70‑jährigen und älteren Wählerinnen und Wähler auf (2,4 Prozent). Den höchsten Anteil erhält sie – bei einem Zuwachs von rund 1,3 Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Europawahl – mit rund 12,4 Prozent bei den 18‑ bis 24‑jährigen Frauen. In allen anderen Altersgruppen verzeichnet DIE LINKE dagegen Verluste im Vergleich zur Vorwahl.

Die AfD erhält demgegenüber anteilig viele Stimmen in den oberen Altersgruppen sowie bei Männern. In der Gruppe der 45‑ bis 59‑Jährigen bekommt sie 9,1 Prozent der Stimmen, bei den Männern sind es sogar 11,1 Prozent.

Die Zustimmung für die FDP schwankt in den sechs Altersgruppen nur geringfügig. Ihre Antei­le liegen zwischen 5,1 und 7,2 Prozent. Ihren größten Erfolg im Vergleich zur Europawahl 2014 verzeichnete die FDP bei den 18‑ bis 24‑jährigen Männern mit einem Zugewinn von 5,1 Prozentpunkten.

Wählerschaft der Parteien
Mehr als jeder dritte CDU-Wählende (37,1 Prozent) bei dieser Europawahl ist 70 Jahre und älter. Wie bei früheren Wahlgängen weist die Wählerschaft der CDU damit den höchsten An­teil an älteren Wählerinnen und Wählern auf.

Auch die SPD hat in ihrer Wählerschaft mit 35,0 Prozent einen recht hohen Anteil an Senio­rinnen und Senioren im Alter von über 69 Jahren. Demgegenüber sind bei den GRÜNEN und DIE LINKE nur rund 6,9 bzw. 6,6 Prozent der Wählerinnen und Wählern älter als 69 Jahre.

Bei der Partei DIE LINKE ist der Anteil der unter 35‑jährigen Wählerinnen und Wähler mit 34,5 Prozent am größten, gefolgt von den GRÜNEN (32,0 Prozent) und der FDP (25,7 Prozent). Die geringsten Anteile junger Wählerinnen und Wähler unter 35 Jahren erreichen die CDU (11,4 Prozent), die AfD (12,5 Prozent) und die SPD (13,4 Prozent).

Mit Blick auf geschlechtsspezifische Unterschiede fällt auf, dass die AfD-Wählerschaft zu knapp zwei Dritteln aus Männern (61,2 Prozent) und gut einem Drittel (38,8 Prozent) aus Frauen besteht. Bei den anderen Parteien ist dieses Verhältnis deutlich ausgeglichener.

Hinweise:
Die hier dargestellten Ergebnisse wurden anhand der repräsentativen Wahlstatistik ermittelt. Ihr liegt eine Stichprobe von 53 Wahlbezirken (41 Urnen‑ und 12 Briefwahlbezirken) zugrunde, die eine Auswertung über die Wahlbeteiligung und die Stimmabgabe für einzelne Parteien nach Alter und Geschlecht ermöglicht und damit Aufschluss über das Wahlverhalten ver­schiedener Bevölkerungsgruppen gibt. Die Geschlechtsausprägungen „männlich“, „divers“ und „ohne Angabe im Geburtenregister“ wurden gemeinsam erhoben. Die Ergebnisse der Männer beinhalten daher auch die Ergebnisse der Personen mit dem Geschlechtsmerkmal „divers“ als auch derjenigen ohne Geschlechtseintrag im Geburtenregister.

Tabellen und Grafik: siehe PDF-Dokument

 

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