Statistik informiert ... SPEZIAL VII/2010

Zum zweiten Mal hat das Statistikamt Nord eine Sonderauswertung aus dem Hamburger Melderegister zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund nach Stadtteilen durchgeführt. In Hamburg lebten demnach Ende 2010 rund 515 000 Menschen mit Migrationshintergrund, das sind knapp 30 Prozent aller Einwohnerinnen und Einwohner. 233 000 von ihnen haben nicht die deutsche Staatsangehörigkeit, 195 000 sind eingebürgert, und 87 000 sind Aussiedler. Zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählen auch Kinder und Jugendliche, die keine eigene Migrationserfahrung haben und die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, bei denen aber mindestens ein Elternteil einen Migrationshintergrund hat.

Seit Beginn 2010 sind in Hamburg knapp 30 000 Menschen mit Migrationshintergrund hinzugekommen, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ist um knapp zwei Prozentpunkte gestiegen.

Im Vergleich der Bezirke leben die meisten Menschen mit Migrationshintergrund in Hamburg-Mitte; ihr Anteil liegt dort bei rund 45 Prozent. Im Bezirk Hamburg-Nord sind es hingegen nur 23 Prozent. Doch auch innerhalb der Bezirke gibt es große Unterschiede zwischen den Stadtteilen. Die Anteile an der jeweiligen Gesamtbevölkerung sind in der beigefügten Tabelle 2 dargestellt.

Billstedt, Wilhelmsburg und Rahlstedt sind die Stadtteile mit den (absolut) meisten Personen mit Migrationshintergrund. Die höchsten Anteile an der Bevölkerung im Stadtteil finden sich auf der Veddel und in Billbrook mit rund 70 Prozent. Vergleichsweise wenige Personen mit Migrationshintergrund leben dagegen in den Stadtteilen der Vier- und Marschlande (mit Ausnahme von Allermöhe), in denen sie deutlich unter zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung ist in den jüngeren Altersgruppen deutlich größer als in den älteren. Nur 13 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger über 65 Jahre haben einen Migrationshintergrund, aber fast 46 Prozent der unter 18-Jährigen. Dabei ist die Verteilung über die Stadt sehr ungleichmäßig (siehe Tabelle 2). Im Bezirk Hamburg-Mitte haben zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren einen Migrationshintergrund, auf der Veddel und in Billbrook sogar über 90 Prozent. In den Stadtteilen der Vier- und Marschlande (außer Allermöhe) hat dagegen nur etwa jedes zehnte Kind bzw. Jugendliche einen Migrationshintergrund.

Die in Hamburg lebenden Menschen mit Migrationshintergrund kommen aus fast allen Ländern der Welt. Die beiden mit Abstand häufigsten Herkunftsländer sind die Türkei und Polen, die zu 18 bzw. 13 Prozent Bezugsland sind. Besonders viele Personen mit Wurzeln in der Türkei (fast zwölf Prozent der Bevölkerung) wohnen im Bezirk Hamburg-Mitte. Hamburgweit sind es gut fünf Prozent. Eine Hochburg der aus Polen stammenden Bevölkerung ist der Bezirk Bergedorf; dort haben über sieben Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner dieses Bezugsland. In ganz Hamburg sind es fast vier Prozent.

Weitere für Hamburg wichtige Bezugsländer sind (in dieser Reihenfolge) Russland, Afghanistan, Kasachstan, Iran, Serbien, Portugal, Ghana, Italien und Griechenland. Viele aus Russland stammende Personen leben in den Stadtteilen Lohbrügge, Neugraben-Fischbek, Bergedorf, Rahlstedt, Hausbruch und Billstedt. Die Stadtteile Allermöhe, Hausbruch, Neugraben-Fischbek, Lohbrügge und Bergedorf weisen einen großen Anteil von Personen mit Bezug zu Kasachstan auf, wobei es sich wohl überwiegend um Angehörige der deutschstämmigen Minderheit in der ehemaligen Sowjetunion handelt. Besonders viele Hamburgerinnen und Hamburger mit afghanischem Hintergrund (über 15 Prozent von ihnen) leben in Billstedt.

Wegen der vielfältigen Herkunft der Hamburger Bevölkerung sind die Länder der Welt zu Regionen zusammengefasst (siehe Tabelle 1). Die stärkste Bezugsregion nach der Türkei mit rund 93 000 Personen sind die Länder des östlichen Mitteleuropas mit rund 78 500 Personen, gefolgt von den Ländern Südosteuropas und Zentralasiens.

Methodische Anmerkungen

Bei den hier dargestellten Befunden zur Anzahl und Herkunft der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Hamburg handelt es sich nicht um statistische Ergebnisse im Sinne einer Erhebung, sondern um Schätzungen aufgrund eigener statistischer Berechnungen. Sie beruhen auf einem anonymisierten Melderegisterabzug vom 31. Dezember 2010. Die lediglich bei ihrer Reederei gemeldeten Seeleute und Binnenschiffer wurden nicht eingezogen, ebenso nicht die am Nebenwohnsitz gemeldeten Personen.

Zu der Bevölkerung mit Migrationshintergrund gehören die ausländische Bevölkerung sowie alle ab 1950 von außerhalb Deutschlands Zugewanderten unabhängig von ihrer Nationalität. Dazu zählen auch die in Deutschland geborenen eingebürgerten früheren Ausländerinnen und Ausländer sowie in Deutschland Geborene mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus der Migrationserfahrung der Eltern oder eines Elternteils ableitet. Außerdem gehören zu dieser Gruppe seit 2000 auch die (deutschen) Kinder ausländischer Eltern, die die Bedingungen für das Optionsmodell erfüllen. Nicht zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund zählen Flüchtlinge und Vertriebene in Folge des Zweiten Weltkriegs. Trotz einiger methodisch bedingter Einschränkungen ermöglicht das standardisierte Verfahren MigraPro – ein Gemeinschaftsprojekt des KOSIS-Verbunds im Rahmen der deutschen Städtestatistik – eine realitätsnahe Beschreibung der Anzahl und Herkunftsländer der Bevölkerung mit Migrationshintergrund.

Die vorliegende Analyse wurde im Rahmen eines Sozialmonitors im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt durchgeführt. Das Sozialmonitoring stellt ein zentrales Steuerungsinstrument des vom Senat beschlossenen Rahmenprogramms Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE) dar. Damit verbunden ist eine Bereitstellung von Daten und Indikatoren zur sozialen Situation und zur Bevölkerungsstruktur auf kleinräumiger Ebene. Die verbesserten Datengrundlagen sind sowohl die Voraussetzung für eine differenzierte Stadtbeobachtung als auch eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Stadtteilentwicklung und Planung auf der sozialräumlichen Ebene.

Tabelle: siehe PDF-Dokument

Karte: siehe PDF-Dokument

Ansprechpartnerin:

Annett Jackisch
Telefon: 040 42831-1755
E-Mail: annett.jackisch(at)statistik-nord(dot)de

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