Unternehmensgründungen von Frauen und Männern in Schleswig-Holstein 2011

Statistik informiert ... Nr. I/2013 SPEZIAL

Den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit wagen nach wie vor mehr Männer als Frauen, auch wenn die Frauen mittlerweile zu einem nicht unerheblichen Anteil zu den Unternehmensgründungen beitragen.

Unter den rund 1 446 000 Frauen und 1 389 000 Männern, die im Jahr 2011 in Schleswig-Holstein lebten, lag die Erwerbstätigenquote für Frauen bei 44 Prozent und war damit geringer als die der Männer, von denen 52 Prozent einer Erwerbstätigkeit nachgingen, so die Ergebnisse des Mikrozensus. Von den 633 000 erwerbstätigen Frauen und den 727 000 erwerbstätigen Männern waren 47 000 bzw. 108 000 selbstständig tätig. Damit lag auch die Selbstständigenquote der Frauen mit sieben Prozent deutlich unter jener der Männer (15 Prozent). Dieses Bild zeigt sich auch in der Gewerbeanzeigenstatistik. So wurden in Schleswig-Holstein im Jahr 2011 insgesamt 29 971 Gewerbe mit 32 811 Gesellschafterinnen und Gesellschaftern angemeldet. Gut zwei Drittel von ihnen waren männlich, während die Gesellschafterinnen einen Anteil von lediglich 31 Prozent stellten (10 037 Frauen). Gleichwohl ist der Frauenanteil seit 2008 um zwei Prozentpunkte gestiegen.

Männer bei Betriebsgründungen in der Mehrzahl.
Bei 80 Prozent aller Gewerbeanmeldungen handelte es sich um Neugründungen (Betriebsgründungen sowie Gründungen eines Klein- oder Nebenerwerbsgewerbes). Auch diese Anmeldungen wurden zu zwei Dritteln von Männern und zu einem Drittel von Frauen angezeigt.

Die Art der neu gegründeten Betriebe wies bei den Frauen eine andere Struktur auf als bei den Männern: Zeigten 22 Prozent der Gesellschafter eine Betriebsgründung an (Gründung eines Gewerbes mit potentiell größerer wirtschaftlicher Bedeutung), waren dies bei den Gesellschafterinnen nur zwölf Prozent. Frauen zeigten zu 70 Prozent die Gründung eines Gewerbes im Nebenerwerb oder ein Kleingewerbe an. Bei den Männern war der Anteil dieser Art von Neugründungen mit 56 Prozent deutlich geringer.

Zehn Prozent der Gewerbeanmeldungen durch Frauen und zwölf Prozent der Anmeldungen durch Männer waren bedingt durch Zuzüge des Unternehmens aus einer anderen Gemeinde. Bei sieben bzw. neun Prozent der Anmeldungen durch Frauen und Männer waren sonstige Gründe wie Umwandlung, Wechsel der Rechtsform, Gesellschaftereintritt, Erbfolge, Kauf oder Pacht Anlass der Anmeldung.

Regionale Unterschiede bei den Neugründungen
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung Schleswig-Holsteins (Stand: 31.12.2011) waren Männer bei Neugründungen deutlich aktiver als Frauen: So gründeten von 10 000 Männern im Land 128 einen Gewerbebetrieb, auf 10 000 schleswig-holsteinische Frauen kamen hingegen nur 57 Neugründerinnen.

Die relativ meisten Neugründungen durch Frauen waren im Kreis Stormarn (69 je 10 000 Frauen), in Dithmarschen (64) und in Segeberg (63) zu finden, die wenigsten wurden für den Kreis Herzogtum Lauenburg verzeichnet (46 Neugründerinnen je 10 000 Frauen).

Eine besonders hohe Dichte von Neugründern  war bei den Männern hingegen in der kreisfreien Stadt Neumünster zu verzeichnen (186 Neugründer je 10 000 Einwohner). Auch in Nordfriesland und der kreisfreien Stadt Kiel gab es überdurchschnittlich viele Neugründungen durch Männer (147 bzw. 141 je 10 000 männliche Einwohner). Lediglich 102 Neugründungen je 10 000 Männer wurden im Kreis Herzogtum Lauenburg angezeigt.

Frauen gründeten Gewerbe bevorzugt im Einzelhandel, Männer im Bereich Baugewerbe
Auch hinsichtlich der Wirtschaftszweige, in denen die Neugründungen erfolgten, sind Unterschiede zwischen Frauen und Männern zu erkennen. Beim weiblichen Geschlecht waren der Einzelhandel (ohne Kfz) sowie sonstige, überwiegend persönliche Dienstleistungen besonders beliebt, hier erfolgten 22 bzw. 19 Prozent der- Neugründungen aller Frauen. Jeweils sechs Prozent entfielen auf die Wirtschaftszweige Garten- und Landschaftsbau sowie auf Dienstleistungen für Unternehmen und jeweils fünf Prozent auf Werbung bzw. Marktforschung sowie auf die Gastronomie.

Männer meldeten besonders häufig Gewerbe in den Wirtschaftszweigen Einzelhandel und vorbereitende Baustellenarbeiten (jeweils 15 Prozent), Garten- und Landschaftsbau (neun Prozent) und Energieversorgung (sieben Prozent) an. Für den letztgenannten Bereich spielt die stark gestiegene Anzahl neu angemeldeter Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (Solarthermie, Biogas) zur Einspeisung in öffentliche Netze eine Rolle. Auch für Frauen ist dies bei einem Anteil von vier Prozent ihrer getätigten Neugründungen offenbar ein attraktives wirtschaftliches Betätigungsfeld.

Frauen und Männer wählten unterschiedliche Rechtsformen
Frauen gründeten besonders oft Einzelunternehmen: 87 Prozent aller von Frauen angezeigten Neugründungen entfielen auf diese Rechtsform, weitere sieben Prozent auf die Rechtsformen GbR und vier Prozent auf die GmbH. Bei den Neugründungen durch Männer betrug der Anteil der Einzelunternehmen hingegen nur 73 Prozent, in elf Prozent der Fälle wurde eine GmbH neu gegründet und in acht Prozent der Fälle eine GbR.

Wenn Frauen Betriebe von voraussichtlich größerer wirtschaftlicher Bedeutung gründeten, waren es in 32 Prozent der Fälle solche der Rechtsform Einzelunternehmen. Männer hingegen meldeten bei einer Betriebsgründung eher eine GmbH (38 Prozent) und lediglich zu 18 Prozent ein Einzelunternehmen an. Ebenfalls zu 18 Prozent wurde von Männern eine GbR angezeigt, gefolgt von GmbH & Co. KG (14 Prozent). Jeweils 26 Prozent der Betriebsgründerinnen entschieden sich für die Gründung einer GmbH oder GbR.

Zunehmend Gewerbeanmeldungen von Bulgarinnen bzw. Bulgaren und Rumäninnen bzw. Rumänen
15 883 Einzelunternehmen wurden von Männern angemeldet, davon 81 Prozent durch Deutsche, die verbleibenden 19 Prozent durch Unternehmer mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Bei den Frauen lag der Anteil der deutschen Melderinnen an allen 8 526 angemeldeten Einzelunternehmen mit 87 Prozent etwas höher, 13 Prozent wurden durch Ausländerinnen angezeigt.

Am stärksten vertretene nicht-deutsche Nationalitäten waren bei den Männern Polen (32 Prozent aller 3 000 durch ausländische Männer angemeldeten Einzelunternehmen), Bulgaren (15 Prozent), Türken (elf Prozent), Rumänen (sieben Prozent) und Letten (vier Prozent). Die meisten Anmelderinnen mit ausländischer Staatsbürgerschaft waren Polinnen (29 Prozent aller 1 081 durch Ausländerinnen angemeldeten Einzelunternehmen), Rumäninnen (elf Prozent), Bulgarinnen (zehn Prozent) und Türkinnen (acht Prozent).

Während der Anteil der Anmeldungen durch Unternehmerinnen und Unternehmer mit polnischer und türkischer Staatsbürgerschaft seit 2008 rückläufig ist, nahm der Anteil der durch Bulgarinnen und Bulgaren sowie Rumäninnen und Rumänen angemeldeten Einzelunternehmen in diesem Zeitraum um jeweils rund fünf Prozentpunkte zu. Grund hierfür könnte der EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens 2007 sein, der den Bürgerinnen und Bürgern dieser Länder zunächst zwar kein vollständiges Arbeitsrecht einräumt, es ihnen jedoch ermöglicht, sich in Deutschland selbstständig zu machen.

Gewerbeabmeldungen zu zwei Dritteln von Männern angezeigt
Im Jahr 2011 wurden in Schleswig-Holstein 25 729 Gewerbe von insgesamt 27 651 Gesellschafterinnen und Gesellschaftern abgemeldet. Wie bei den Anmeldungen lag das Verhältnis von männlichen und weiblichen Gesellschaftern bei rund zwei Drittel zu einem Drittel. Dieses Verhältnis blieb bei den Abmeldungen zudem über die letzten vier Jahre konstant.

Zeigten bei den Frauen 69 Prozent der 8 652 Gesellschafterinnen die vollständige Aufgabe von Kleinunternehmen und Nebenerwerbsbetrieben und nur zwölf Prozent Betriebsaufgaben (Aufgabe von Gewerben mit vermutlich größerer wirtschaftlicher Bedeutung) an, machten die Betriebsaufgaben bei den Männern hingegen 20 Prozent aus. Bei ihnen war der Anteil der aufgegebenen Klein- oder Nebenerwerbsbetriebe mit 56 Prozent deutlich geringer als bei den Frauen.

Abmeldungen durch Fortzug des Unternehmens aus der bisherigen Gemeinde waren bei den Frauen in elf und bei den Männern in 14 Prozent der Fälle Grund für die Abmeldung.

Methodische Hinweise:
Die Daten der vorliegenden Untersuchung zu den Existenzgründungen und Unternehmensbewegungen von Frauen und Männern wurden der amtlichen Gewerbeanzeigenstatistik, die seit 1996 erhoben wird und die auf den bei den Gewerbeämtern vorliegenden Gewerbeanzeigen basiert, entnommen. Als Gewerbe gelten dabei alle erlaubten selbstständigen Tätigkeiten, die auf Dauer angelegt sind und mit Gewinnerzielungsabsicht betrieben werden. Nicht gewerbeanzeigenpflichtig und damit nicht in dieser Statistik enthalten sind freie Berufe (wie Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater) und gewerbliche Tätigkeiten im Bergbau, in Landwirtschaft und Fischzucht, in Versicherungsunternehmen sowie bei der Einrichtung oder Verlegung von Apotheken.

Ansprechpartner:

Holger Lycke
Telefon: 0431 6895-9242
E-Mail: holger.lycke(at)statistik-nord(dot)de

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